Kaspar Hauser und die Schicksale Englands und Frankreichs

Dieser Vortrag wurde in leicht gekürzter Form erstmals von Terry M. Boardman am 3. August 2024 bei den alle zwei Jahre stattfindenden Kaspar Hauser Festspielen in Ansbach, Deutschland gehalten.

Guten Morgen. Ich freue mich sehr, nach sechs Jahren Pause wieder hier bei den Festspielen zu sein und ich bedanke mich nochmal herzlich bei Eckart Böhmer für die Einladung. Ich war 2004 zum ersten Mal hier und bin seitdem mehrmals hier anwesend. Es hat mich zunehmend ermutigt zu sehen, wie Eckarts Arbeit und die seiner Kollegen hier in Ansbach und anderswo diesen Impuls kultiviert haben, Möge er lange fortbestehen! Im Jahr 2022 konnte ich nicht dabei sein, aber Eckart hat freundlicherweise meinen Text vorgelesen. Dieses Jahr bin ich dabei, um meinen Beitrag selbst vorzulesen, muss mich aber wie immer entschuldigen, daß ich ihn vorlese, da mein Deutsch nicht gut genug ist, um mich frei auszudrücken. Das wäre zu anstrengend für Ihre Ohren! Da ich aber sicher bin, daß das, was ich vorlese, trotzdem hier und da in unnatürlichem Deutsch ausgedrückt sein wird, bitte ich Sie, diese Entschuldigung anzunehmen.

    “Wohin gehst du? Woher kommst du? Wenn dich jemand fragt, hoffe ich, daß du antworten kannst. Wohin gehen sie, die Leute da drüben? Woher sind sie gekommen? Wenn jemand sie fragt, weiß ich, daß sie es nicht antworten können. Wohin gehe ich? Woher komme ich? Wenn mich jemand fragt, weiß ich, daß ich antworten kann.” Diese sind Worte aus ein Musikstück daß das Titel „Where“ (Wohin) trägt  – ein Stück daß ich hatte sehr gern als Student an der Universität in den frühen 1970er Jahren. Damals war ich ein Fan einer Band namens Tony Williams Lifetime. Das war wohl die allererste Jazz-Rock-Band. Diese einfache Worte, habe ich später festgestellt, sehr viel mit der menschlichen Verfassung und der Frage nach der Identität zu tun haben. Die waren Fragen die, meines Erachtens, eng verbunden mit dem Thema ,Kaspar Hauser‘ sind. Sie haben an meine 18-jährige Seele sehr angesprochen. „Wohin gehe ich? Woher komme ich? Wenn mich jemand fragt, weiß ich, daß ich antworten kann.“ Damals konnte ich auf diese dritte Frage tatsächlich noch nicht antworten. Aber die Fragen drückten die Zuversicht und die Hoffnung eines jungen Menschen aus.

Das Album hiess “Emergency” (Notfall, Notlage). Die Telefonnummer, die man in England bei einem Notfall anrufen muss, ist 999. In den USA ist es 911. Hier in Deutschland 110 und 112, nicht wahr?  Wir stehen alle jetzt am Rande des Abgrunds eines großen Konflikts in Europa, nicht nur des Krieges zwischen Russland und der Ukraine, sondern eines Krieges zwischen Russland und der NATO: Russland und dem Westen. Es ist sogar möglich, daß in diesem Konflikt China einbezogen wird und die Krise zu einem echten Weltkrieg werden könnte. In einem solchen Fall ist es natürlich auch möglich, daß Atomwaffen irgendwann eingesetzt werden.

    Ein Krieg zwischen Russland und dem Westen war im Gange, als Kaspar Hauser am 29. September 1812 geboren wurde. Die Nachricht von seiner Geburt wurde dem Kaiser Napoleon überbracht, der damals in Moskau saß und vergeblich auf die Kapitulation von Zar Alexander von Russland wartete. Wahrscheinlich, sind seit 2022 insgesamt mindestens 500.000 Menschen im russisch-ukrainischen Konflikt schon ums Leben gekommen.  Napoleon hat etwa 600.000 Mann nach Russland geführt. Nur die Hälfte davon waren Franzosen, die andere hauptsächlich Deutsche und Polen, aber auch einige Niederländer, Belgier und Italiener. Es war eine Armee aus Mittel- und Westeuropa, die versuchte, Russland zu erobern.

    Mitten in dieser europäische Katastrophe wurde der kleine Prinz Kaspar von Baden hineingeboren, der Adoptivenkel Napoleons, dessen Adoptivtochter Stéphanie de Beauharnais die Mutter Kaspars war. Gaspard war der Name, den seine französische Mutter, eine kaiserliche Prinzessin, ihm geben wollte, aber er war zum Zeitpunkt seines angeblichen Todes zwei Wochen nach seiner Geburt noch namenlos, obwohl er eine Nottaufe erhalten hatte. In Wirklichkeit war er jedoch nicht tot, sondern entführt worden  – ausgetauscht gegen ein anderes, sehr kränkliches Kind. Es war dieses Kind, das zwei Wochen nach der Geburt von Prinz Kaspar gestorben ist, und dieses Kind wurde dann als der tote Babyprinz angekündigt. Das war eine öffentliche Lüge, die vor Kaspars Eltern, dem Großherzog und Grossherzogin von Baden, verborgen wurde. Die Nachricht von seinem Tod wurde auch an den Kaiser Napoleon weitergeleitet, der zu diesem Zeitpunkt seinen langen und katastrophalen Rückzug aus Russland angetreten hatte. Der große Kriegsmann Napoleon am anderen Rande Europas, dessen Handlungen das Schicksal von Millionen von Europäern so drastisch beeinflusst hatten und noch beeinflussen sollten, wurde auf diese Weise  sowohl über die Geburt als auch über den Tod dieses Säuglings informiert. Sieben Jahre nach Napoleons Tod, wurde in Nürnberg, im Herzen Europas, nicht der Kaiser Europas sondern das Kind Europas zu den Herzen der Leute genommen. In der Tat hatte Napoleon, für seine eigenen politischen und militärichen Zwecke die Ehe von Kaspars Eltern, Stéphanie de Beauharnais und Carl von Baden, arrangiert; das Ehepaar selbst hatte einander nicht heiraten wollen.

    Die deutsche Truppen, die Napoleon zum Einmarsch in Russland gezwungen hat, stammten aus Staaten, die nun zu Napoleons neuen deutschen Satellitenstaat, dem Rheinbund, gehörten, den Napoleon anstelle des alten Heiligen Römischen Reiches geschaffen hatte. Das Reich hatte er sechs Jahre zuvor auflösen lassen. Also, im Hintergrund der Geburt von Prinz Kaspar geschah dieser Krieg des Westens gegen den Osten.  Wenn wir uns heute, 212 Jahre später, mit dem Leben von Kaspar Hauser befassen, sehen wir erneut einen ähnlichen Krieg vor uns. Das ist bemerkenswert. Es war auch tatsächlich die Zeit in der Kaspar Hauser lebte, als Russland, besonders für die englische Elite, das “Feindbild” wurde. Diese Sichtweise auf Russland hatte sich in England bis zur Zeit Kaspar Hausers Tod 1833 schon durchgesetzt. Nach der Untergang Napoleons gab es für die englische Elite eine zentrale Frage im Mittelpunkt der auswärtigen Angelegenheiten, nämlich: “Wer könnte jetzt noch Indien von uns wegnehmen?” Die englische Antwort lautete: “Russland”. Dies war der Beginn der englischen Russophobie oder Russlandhass die seither bis heute anhält, eine paranoide Phobie, die sich auf die anderen englischsprachigen Länder dann ausgebreitet hat. Die verantwortliche Antwort auf diese Phobie kann nur m. E. gefunden werden, wenn wir ernsthaft zu fragen beginnen: „Wohin gehen wir? Woher kommen wir?“ Und dazu zwei andere Fragen: wie sind Ost und West eigentlich verwandt? Und wie haben sie sich getrennt?

 

Napoleon und Kaspar Hauser –  eine größere Polarität als diese beiden Figuren kann man sich kaum vorstellen – und doch sind sie miteinander verbunden, nicht zuletzt durch Napoleons eigenes Handeln. Um eigenen politischen und militärischen Zielen zu dienen, zwingt er Kaspars Eltern zusammen und er erweitet die Größe und Autorität Badens, des Staates, den das junge Ehepaar Karl und Stéphanie  gemeinsam regieren sollen.

    Nach der französischen Revolution und in der napoleonischen Ära stellte sich für viele denkende Menschen die Frage: Wie würde sich Europa im 19. Jahrhundert weiter entwickeln?  Würde es sich in traditioneller Weise entwickeln, wie zum Beispiel im Mittelalter oder im 18. Jahrhundert, das heißt, durch Krieg? Würde es sich durch brutale Wildheit und Abschlachten weiterentwickeln? Seit dem Stammesdenken des sogenannten finsteren Zeitalters vierzehnhundert Jahre zuvor, hatte sich die Völker Europas sich in eine Vielfalt politischer Staaten entwickelt. Von Stamm zu Staat. Wie würde es im neuen 19. Jahrhundert weitergehen? Einige der jüngeren europäischen Erleuchteten wie Immanuel Kant, Friedrich Schiller und Novalis hatten bereits im späten 18. Jahrhundert begonnen, sich ein neues friedliches, harmonisches und vereinteres Europa vorzustellen, das nicht, sozusagen, vom Geiste des Mars, sondern vom Geiste der Philosophie oder vom Geiste des Christentums geprägt sein würde.

    Während des vorhergehenden Jahrtausenden hat sich allmählich der Einfluß des Christentums in Europa vertieft. Dann seit der Renaissance und besonders in der Zeit von 1760 bis 1830 war auch der Einfluß der griechisch-römischen Welt in Europa sehr stark. Als Reaktion auf diese Rückbesinnung auf die klassische Kultur der Antike und den damit verbundenen universalistischen Rationalismus und Intellekt schwang das Pendel in gerade dieser Zeitabschnitt in die entgegengesetzte Richtung: Partikularismus und Gefühlsleben, Nationalismus und Romantik.

    In diesselber kurzen Ära im deutschsprachigen Raum sehen wir damals eine wahre Konstellation bemerkenswerter Persönlichkeiten, die in vielen Bereichen der Gesellschaft aktiv waren und eine enorme Kreativität und Beweglichkeit des Denkens und Inspiration mitgebracht haben, die nur als zutiefst menschlich und heilend beschrieben werden kann. Etwas ganz Ausserordentliches ist in Mitteleuropa in jener Schwellenära geschehen, als die Aufklärung in die Romantik überging, etwas wirklich Außergewöhnliches. Man braucht nur einige der berühmten Namen aufzuzählen, die in dieser Zeit ihre Wirkung enfaltet haben: Kant, Klopstock, Lessing, Haydn, Beethoven, Mozart, Herder, Goethe, Schiller, Fichte, Hegel, Hölderlin, Mueller, Tieck, Schelling, Caspar David Friedrich, Hoffman, von Kleist, die Gebrüder von Schlegel, Schleiermacher, die Gebrüder von Humboldt, Brentano, von Arnim, Eichhorn, Schinkel, die Gebrüder Grimm, von Weber, Uhland, Heine, Schopenhauer, Schubert.

    Und dann ist in diese kulturelle Atmosphäre Mitteleuropas, die von dieser bemerkenswerten Geisterkonstellation befruchtet worden war und immer noch befruchtet wurde, 1812 in Karlsruhe ein namenloser Zähringerfürst geboren, der angeblich bald gestorben ist, doch Jahre später ist als Kaspar Hauser wieder aufgetaucht. Dieser Zähringer-Prinz hätte Großherzog von Baden werden sollen, dem schon damals wohl zukunftsweisendsten Staat Deutschlands, und dieser Prinz, hätte er nicht entführt und dann später ermordet worden, wäre im Vormärz 1848 in seiner 36 Jahr, in der Blüte seines Lebens sein. Die Charaktereigenschaften, die er auch nach seiner Entlassung aus der Einkerkerung an den Tag legte, und die wundersamen Fortschritte, die er in seiner Entwicklung zu einem jungen Mann machte, lassen erahnen, was für ein Fürst und Herrscher er hätte werden können. Anders als der nur ein Jahr ältere Sohn Napoleons, den sogenannten ‚König von Rom‘, der bis zu seinem Tod 21 Jahre lang vom österreichischen Kanzler Prinz Metternich in einem goldenen Käfig sozusagen  im Wiener Schloss Schönbrunn gefangen gehalten wurde und der von Krieg und Soldaten, militärischem Ruhm und der Nachahmung seines Vaters des Kaisers Napoleon immer träumte, zeigte dagegen Kaspar Hauser nichts  militärisches oder kriegerisches sondern erstaunliche Fähigkeiten zur Offenherzigkeit, zum Zuhören und Lernen von Mensch und Natur, zur Geselligkeit und künstlerischen Kreativität.

    Wäre diese als Sohn des Großherzogs Karl von Baden geborene Individualität nicht zwei Wochen nach seiner Geburt entführt worden und wenn er seinem Vater als Großherzog gefolgt wäre, dann wäre er, wie gesagt, 1848-49, zur Zeit der Revolutionen und des Frankfurter Parlaments, 35/36 Jahre alt gewesen. Natürlich könnte man einwenden, daß Kaspar Hauser, wenn er nicht entführt und fast 12 Jahre lang eingekerkert worden wäre und seine Entwicklung nicht so behindert worden wäre, dann hätte er  die bemerkenswerten Charaktereigenschaften und andere Talente nicht gezeigt, die später nach seiner Entlassung aus der Haft so offensichtlich waren. Aber angesichts des Charakters seines Urgroßvaters Karl Friedrich, seiner Mutter Stéphanie de Beauharnais und seiner Schwestern, ja sogar seines Vaters – dessen Charakter sich nach Jahren der jugendlichen Ausschweifung nach der Geburt seiner Kinder deutlich verbesserte und dessen Verhältnis zu seiner Frau, das anfangs sehr schwierig war, sich in den letzten 7 Jahren seines Lebens, bevor sie durch eine Ermordung auf grausame Weise beendet wurden, ebenfalls stark verbessert hat  – vor diesem ganzen familiären Hintergrund ist es zumindest denkbar, daß der junge Fürst Kaspar zu einem guten Fürsten, einem sehr fähigen Herrscher, und einem Mann von eher sozialer als kriegerischer Natur geworden wäre – einem Mann, der mit seinen persönlichen Eigenschaften und dessen Familienverbindungen sich über den ganzen Kontinent erstreckten, viel mehr aus den Möglichkeiten des Frankfurter Parlaments von 1848 hätte machen können als etwa Otto von Bismarck, der zwar bei der Versammlung anwesend war, dem aber fehlte die Vorstellungskraft, die historische Bedeutung des Ereignisses zu ergreifen. Bismarck, in seinen späteren Handeln an der Spitze der preußischen Außenpolitik ist er zu den alten kriegerischen Methoden zurückgekehrt. Es ist daher zumindest denkbar, daß Kaspar Hauser als Fürst mehr Konstruktives für den Frieden und eine gesunde Entwicklung in Europa hätte leisten können, als es die beiden “martialischen Realisten”, Napoleon und Bismarck, oder der träumende “Schwanenkönig”, Ludwig der Zweite von Bayern, vermochten.

    Man könnte weiter einwenden: Selbst wenn Kaspar Hauser zum Großherzog von Baden aufgestiegen wäre, wie hätte er, ein einziger Mann, als Fürst dieses kleinen Staates Baden die Geschicke Mitteleuropas maßgeblich beeinflussen können? Aber ein anderer deutscher Fürst eines noch kleineren deutschen Staates, der nur sieben Jahre nach Prinz Kaspar geboren ist, der würde die Geschicke eines viel größeren Staates, ja eines Weltreichs, maßgeblich beeinflussen. Das war Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der 1840 die junge Königin Victoria, die Herrscherin des Britischen Empire, geheiratet hat. Albert und Victoria  waren beide im 21. Lebensjahr. Es würde hier zu weit führen, auf den Einfluss einzugehen, den Prinz Albert auf die Kultur und die Entwicklung des viktorianischen Großbritanniens in vielerlei Hinsicht ausübte, aber es genügt zu sagen, daß dieser Einfluss sehr groß war. Der englische Geheimratssekretär, Charles Greville, hat über Albert geschrieben: „… es ist offensichtlich, daß er, während sie [Viktoria] den Titel trägt, in Wirklichkeit die Funktionen des Souveräns ausübt. Er ist in jeder Hinsicht König“, und nach Alberts Tod 1861, im Übrigen am 14. Dezember, dem selben Tag in 1833 des tödlichen Attentats auf Kaspar Hauser, hat Benjamin Disraeli, der spätere Premierminister, über Albert gesagt: „Mit Prinz Albert haben wir unseren Souverän begraben. Dieser deutsche Prinz hat England einundzwanzig Jahre lang mit einer Weisheit und Energie regiert, wie sie keiner unserer Könige je gezeigt hat.“ Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts war es möglich, daß ein einzelner Herrscher einen einzigartigen Einfluss auf die Geschicke seines Landes ausüben konnte.

    In die kulturgeschichtliche Atmosphäre in Mitteleuropa die ich früher erwähnt habe, wurde also der Prinz von Baden hineingeboren, dessen Individualität, ich, dem deutschen Historiker Karl Heyer anknüpfend, möchte als „quecksilbrig“, „merkurial“ bezeichnen, womit Heyer meint, daß sie dem Bereich des Mittleren, des sozial Heilsamen angemessen ist.

   Wenn ich dies über Kaspars Charakter und die Möglichkeiten für Baden und für Deutschland wenn er tatsächlich Großherzog von Baden geworden wäre, vorlege, dann will ich nicht in einer sentimentalen und morbiden Weise beklagen, daß Deutschland sozusagen seine Schicksalsfähre verpasst hat. Vielmehr geht es mir darum, den unterschiedlichen Charakter von Kaspar Hauser gegenüber Napoleon zu kontrastieren: den merkurialen gegenüber den martialischen. Bei dem Versuch, die Geschichte zu verstehen, scheint es mir wichtig, das Kontrafaktische, das Gegenteilige, in einem geschichtlichen Prozess zu erfassen: nicht nur zu sehen, welche Wege ein Volk oder eine Gesellschaft in einer bestimmten Epoche eingeschlagen hat oder als Reaktion auf eine bestimmte Krise eingeschlagen hat, sondern auch, welche Wege nicht genommen wurden – zu spüren oder zu sehen, was in einer bestimmten Epoche möglich war, welche Alternativen da waren. Auf diese Weise können wir etwas aus der Vergangenheit lernen, das sich auf die Gegenwart oder Zukunft anwenden lässt. Es ist doch immer möglich, nicht wahr, daß unterwegs auf einer Reise können wir feststellen, daß wir irgendwo, irgendwann vorhin falsch abgebogen sind, und dann können wir noch einmal darüber nachdenken, welche Abzweigung wir hätten nehmen sollen.

Im Jahr 1920 (22/23.10.1920 GA 200, Dornach) hat Rudolf Steiner über ein europäische Dreigliederung ausgeführt  – nicht die übliche europäische Dreigliederung, die sich auf den Osten, die Mitte und den Westen Europas bezieht, oder die andere Dreigliederung vom Kulturleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben sondern eine, die mit den Volksveranlagungen und Aufgaben dreier westeuropäischer Völker zu tun hat: der Deutschen, der Engländer und der Franzosen. Darüber hat der Historiker Karl Heyer Folgendes geschrieben; ich zitiere:

Die Deutschen haben die Veranlagung für das Geistesleben, die Franzosen für das Juristisch-Staatlich-Politische, die Engländer eine solche für das Wirtschaftliche…. Hier haben wir einen bedeutsamen Hinweis auf einen wichtigen Komplex, auf den es dabei ankäme. Die Geschichte des 19. Jahrhunderts erscheint also insofern als die  Geschichte dessen, was in Bezug auf dieses notwendig gewesene… Zusammenleben und Zusammenwirken der drei genannten europäischen Völker geschehen oder nicht geschehen, von der Entwicklung gleichsam erstrebt in Wirklichkeit aber kontrekarriert worden ist. Ganz auf der Linie eines solchen Zusammenwirkens und Sichergänzens der Völker hätte gelegen was wir … über ein Zusammenwirken  zwischen dem Politisch-Formgebenden des Franzosentums und dem Geistigen (bzw. Geistig-Sozialen!) Mitteleuropas meinten. Dem  hätte sich  als das Dritte  an- oder eingliedern mögen die Wirstschaftsmission der Briten, die von vornherein auf die grösste Weltweite veranlagt war…. Man kann tief empfinden, wie ein solcher  wahrhaft zeitgemässer und produktiver Zusammenklang der Völker und der sozialen Lebensgebiete von Europa ausgehend das...[moderne] Zeitalter sachgemäss hätte vorbereiten und in diesem dann heilbringend auch in die grösseren Weltzusammenhänge ausstrahlen können. Und gerade an einer solchen Gestaltung der Dinge hätten den denkbar grössten Anteil  diejenigen Impulse nehmen können, die von der von uns  gemeinten grossen spirituellen  Individualität [Kaspar Hauser] hatten ausgehen wollen. Hier wäre im eminentesten Sinne ihre Wirkenssphäre gewesen.

Also, wir können in den drei  Völkern, die Franzosen, die Briten und die Deutschen,  eine gewisse Dreifaltigkeit beobachten. Die drei Völker  haben alle keltische und germanische Wurzel, und auch einige römische Wurzel damit.

 

England

Allerdings ist noch ein wichtiges Element im britischen Volk  das der Wikinger. Diejenige Wikinger die nach die britische Insel und nach Irland gesegelt und sich niedergelassen haben waren Dänen und Norweger. Die Wikinger waren  von der harten Welt des kalten Nordens geprägt: kühn, erfindungsreich, rücksichtslos, gewinnsüchtig, und kommerziell orientiert -  Plünderer und Händler: „raiders and traders“, wie wir im Englischen sagen. Die waren Völker mit großer Fähigkeit zur Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele, die sie z. B. für ihre Seereisen benötigten, aber die Wikinger waren auch Menschen mit großem persönlichen Ehrgeiz, so daß sie sich bei ihrer Ankunft in einem fremden Land oft trennten und eigenen Wege gingen.   Die Wikinger die nach England gesegelt sind versuchten 250 Jahre lang, England zu überfallen, dann sich dort niederzulassen und das ganze Land zu erobern. Im Jahr 1066 gelang es ihnen endlich. Die Normannen waren selbst Wikinger, die sich erst 150 Jahre zuvor im Nord-Frankreich niedergelassen hatten. In Nordengland, wo viele Wikinger einsiedelten, gibt es ein Sprichwort: „where there’s muck, there’s brass“, was soviel bedeutet wie „wo Dreck ist, d.h. guter Boden, da kann man Geld machen“. Die Wirtschaft, der Handel, der Land- und Eigentumsbesitz – all das wurde mit der Zeit zum Mittelpunkt der englischen Kultur. Entstanden ist das englische Parlament um den König mit Steuern zu versorgen. Die erste wirklich globale Handelsgesellschaft der Welt, die East India Company, war nicht nur eine Handelsgesellschaft, sondern sie darstellte fast ein Staat in sich selbst, mit eigener Armee, eigenen Hochschulen und anderen Einrichtungen. 250 Jahre lang war diese Gesellschaft, unterstützt von der Royal Navy, die treibende Kraft des britischen Empire. Ursprünglich aber hatte das wesentlich nicht so viel mit Religion oder Politik sondern mit dem Wirtschaftsleben zu tun.

    Anders als bei den Deutschen, die Philosophie ist keine englische Stärke und im Musikalischen 200 Jahre lang, in den Jahrhunderten der britischen imperialian Ausdehnung und Industrialiserung hindurch, brachten die Engländer keine nennenswerten Komponisten hervor. Anders als in Frankreich, haben die Engländer keinen Respekt vor den Intellektuellen. Im politischen Leben in England,  hat in den letzten drei Jahrhunderten wenig entwickelt. Die Engländer halten an ihren langjährigen Traditionen fest, an ihrer Monarchie, ihrem Respekt für die Zentralregierung, ihrem Zweiparteiensystem und ihren besonderen parlamentarischen Eigentümlichkeiten und Gewohnheiten. Sie neigen dazu, politischen Neuerungen zu misstrauen oder sie zu meiden. Im Gegensatz zu den Franzosen neigen die Engländer dazu, der Autorität zu gehorchen, auch wenn sie viel murren, und sie haben Revolutionen vermeidet. Die gelegentlichen Unruhen sind bald vorbei; der lang anhaltende Bergarbeiterstreik in  1984/85 war eine Ausnahme von der Regel. Nur einmal in englischen Geschichte, im Bürgerkrieg der 17. Jahrhunderts, sind sie als Volk politisch außer Kontrolle geraten. Dabei wurden sie unter anderem zum ersten Volk in Europa, das seinen König nach einem Prozess öffentlich hingerichtet haben.

 

Frankreich

Im deutschen Form des Namen des Landes der Franzosen  - Frankreich – steht das Wort ‚Reich‘. ‚Frank’ oder ,Franken’ heißt etymologisch kühn, wagemutig, offen oder frei. Das ‚Reich‘ in Frankreich erinnert uns daran, daß der französische Staat oder das französische Königreich bis in die Zeit Chlodwigs, des merowingischen Franken, und seine Beziehung zum Papsttum und zum Erbe Roms zurückreicht. Wir können an Karl den Großen und sein fränkisches Reich denken und daran, wie die Franken allmählich zu Franzosen wurden. Oder auch an Ludwig IX. und sein erhabenes Konzept des französischen Monarchen, daran auch, wie Philipp der Schöne (Philipp IV.)  die Anfänge des modernen, zentralisierten, bürokratischen Staates geschaffen hat und wie Ludwig XI. den französischen Staat konsolidiert hat. Dann kam der politische Absolutismus mit Franz I. und „L’etat c’est moi“ von Ludwig XIV. Dann die Vielfalt des einflussreichen französischen politischen Denkens im 18. Jahrhundert, mit Voltaire, Montesquieu, Condorcet, Desmoulins, Robespierre  und Babeuf bis hin zum Code Napoleon, Saint Simon,  de Tocqueville und Comte. Die Franzosen haben im Laufe der Jahrhunderte ein Genie für politisches, juristisches, militärisches und diplomatisches Denken bewiesen.

     Im Napoleon Bonaparte zeigte sich eine ausserordentliche Individualität ganz anderer Art im Vergleich mit derjenigen von Kaspar Hauser. Kein Franzose, sondern ein Korse, ein Mann, der buchstäblich vom Mittelmeerraum stammt, und dessen Vorname an die vulkanische Stadt Neapel erinnert und der das französische mit dem italienischen Element verbindet. Napoleon versucht, Europa auf eine Weise zu vereinen, die es seit der Römerzeit nicht mehr gegeben hat – d.h. mit den alten, traditionellen Methoden des Mars, Methoden die die Römer der Antike sicherlich anerkannt hätten. Wie die römische Legionäre, ehrten die Truppen Napoleons ihre Adlerstandarten. Zum Erstaunen seiner Zeitgenossen reiht Napoleon sich sehr schnell in die Riege der militärischen Genies ein, zu denen gehören Gestalten wie Alexander der Große, Hannibal, Julius Cäsar und Dschingis Khan. Dagegen ist Napoleon aber auch ein moderner Mensch, indem er aus keiner hohen Position in der Gesellschaft stammt, sondern  aus eigener Kraft seinen Weg an die Spitze geschafft hat. Nach seiner Niederlage im Jahr 1815, gefangen auf der britischen Atlantikinsel St. Helena, wie Prometheus an seinen Felsen gekettet, und im Rückblick auf eigenen Leben, betont Napoleon, daß sein wahres Ziel die Einigung Europas, die Schaffung eines neuen Europas, gewesen sei. Doch war Rudolf Steiner der Ansicht, daß Napoleon – so Steiner – „seine Lebensaufgabe vergessen“ hatte: Anstatt zu versuchen, die Europäer auf eine neue und moderne Art und Weise zusammenzubringen, die die wunderbare Vielfalt der europäischer Kulturen, Religionen und Lebensweisen friedlich widerspiegeln würde, und die alten dynastischen Staaten in neue und lebendige Strukturen merkurialisch verwandeln könnte – anstatt auf der französischen innewohnenden Veranlagung zum gesellschafts- politischen Denken aufzubauen und diese weiterzuentwickeln, versuchte Napoleon, die Europäer zusammenzuzwingen,  - angeblich im Namen der neuen Ideale der französischen Revolution  - und die Europäer in ein neues, intellektuell-geprägtes, einheitliches, effizientes System zu zwingen, ein System aber das gleichzeitig mit Blut, Familie und Dynastie eng verbunden war – die alten Merkmale der Welt des Mittelmeers, von Griechenland und Roms, der kriegerischen italienischen Fürsten der Renaissance und der konkurrierenden Blutlinien der Mafiafamilien. Napoleon setzt eigene Familienmitglieder an die Spitze mehrerer europäischer Staaten. Stéphanie de Beauharnais war auch eine von ihnen. Er wendet sich im Laufe seiner Karriere gegen die meisten europäischen Königreiche, einschließlich des Papsttums, versucht aber, sich selbst zu einem neuen, unheiligen römischen Kaiser von Europa zu machen. Er wagt es – dieses Phänomen Napoleon, das gleichzeitig so modern und doch so atavistisch erscheint – die Krone auf eigenes Haupt zu setzen. Er schafft das alte Heilige Römische Reich ab und errichtet stattdessen ein neues, vereinfachtes römisches Reich nach einem einheitlicheren Muster, das sich an den Praktiken des nachrevolutionären Frankreich orientiert. Was wird erzwungen aber durch die modernen Armeen und den Geist des Mars heißt… Uniformität. Diese war bereits im 18. Jahrhundert von Frankreich aus nach Mitteleuropa eingedrungen – im Militärgeist des Preußens von Friedrich dem Zweiten, zum Beispiel. Doch Napoleon versuchte, diese Uniformität und Zentralismus noch viel weiter und tiefer voranzutreiben.  In diesem Sinne sagte Rudolf Steiner daß Napoleon seine Mission vergessen hatte; er hatte vergessen, wozu er eigentlich gekommen war  nicht im geographischen Sinne sondern im geistigen –  und doch können wir in seiner Biographie und in seinen Worten und Taten, trotz seines großen Einsatzes von Gewalt, Beispiele dafür sehen, was er vergessen hatte.

In den Worten von Karl Heyer: „dieser Auftrag hing namentlich dahin in seiner kommenden Inkarnation einen wesentlichen Beitrag zu einer friedlichen Einigung Europas zu leisten….Nehmen wir nun aber einmal an…Napoleon hätte seinen Auftrag nicht vergessen, sondern wie vorgesehen in dessen wahren Sinne gewirkt, dann hätte er aus spirituellen Impulse eine Einigung  Europas herbeigeführt. ER, der selbst ja ein Umfassenderes repräsentiert als nur Frankreich, hätte aber offenbar das, was als besondere, politisch formende sozialbildnerische Fähigkeiten und Kräfte im Franzosentum lebt, in den Dienst einer grossen zeitgemässen Zukunftsmission gestellt und so von dieser Seite her das neue… Zeitalter vorberitet und damit zugleich das, was dessen soziale Auswirking ist…Napoleon wäre, so können wir es vielleicht ausdrücken, ein wahrer „Vater Europas“ geworden. An diese Wirksamkeit Napoleons hätte jene grosse Individualität [Kaspar Hauser], die sich 1812 in dem badischen Erbprinzen, Napoleon schicksalhaft so nahe, verkörperte, anknüpfen können, sie in voller Harmonie  mit ihr weiterführen und ergänzen aus der Kraft des wahren mitteleuropäischen Geistes, aus der Kraft insbesondere des deutschen Geisteslebens  heraus. So hätten dem mehr Politisch-Formhaften starke spirituelle Inhalte gegeben werden können und dem Ganzen eine Wendung in das Soziale, eben im Sinne eines Übergangs zu dem bevorstehenden neuen Zeitalter… Aber Napoleon „vergass“. Er wurde nicht ein wahrer „Vater Europas“, sondern der vielfache Inaugurator des Gegenteils oder der Gegenbilder dessen, was in seinem wahren „Auftrag“ gelegen hätte, ein Inaugurator nämlich des Materialismus, des Militarismus, des Nationalismus, ein mächtiger Förderer des Einheitsstaats im funktionellen Sinne. …Napoleons Vergessen  liegt ganz auf der gleichen Linie  wie die Fehlentwicklung der französischen Revolution, deren Erbe er bekanntlich wurde. Sein Vergessen und diese Fehlentwicklung gehören eng zusammen. Und zusammen erzeugten sie jene Zerr- und Gegenbilder dessen, was aus der grossen positiven Inspiration  des Zeitalters hätte inauguriert werden sollen, und machten es dessen Gegnern, die aus ihrem egoistischen Machtstreben heraus eine solche neue Welt gar nicht wollten, leicht, zum Kampfe gegen die Revolution und Napoleon mit vieler Berechtigung aufzurufen und diesen Kampf schliesslich zum siegreichen Ende zu bringen.“

 

    Was ist dann in Frankreich, Deutschland und Großbritannien durch das Vergessen Napoleons und die Beseitigung Kaspar Hausers geschehen? Karl Heyers Antwort, die mir sehr treffend zu sein scheint, ist Folgendes:

    Frankreich kam nicht hinaus über seinen „Etatismus“, und es wurde zum grössten Impulsator des Nationalismus. Statt eine grosse europäische politische Mission auszuüben, verfiel es der routinehaften   Politikasterei. Deutschland fand nicht einen geistgemässen Weg vom  deutschen Idealismus  und vom Goetheanismus in das Politisch-Soziale. Die Impulse der grossen Individualität, die sich hier verkörpert hatte [d.h. in Kaspar Hauser], blieben unausgelebt, und die Wirkungen davon erstanden auf allen Gebieten. Englands… Wirtschaftsmission wurde zunehmend  in den Dienst einseitiger Machttendenzen im Sinne eines weltwirtschaftlichen Imperialismus gestellt und geriet immer mehr in den Bannkreis materialistischer, die Welt gewissermassen wirtschaftlich „überfremdender“ Impulse.

[Bild: David Newbatt]   

Kaspar wurde geboren, als Napoleon im Alter von 43 Jahren gerade in die Phase eingetreten war, die manche Biographieberater als die Mars-Phase der menschliche Biographie bezeichnen, d.h. die Zeit von 42-49, die für viele Menschen die Zeit der Krise mitten im Leben darstellt. Als Napoleon 1821 gestorben ist, befand sich Kaspar, damals 9 Jahre alt, in der Merkur-Phase seines eigenen Lebens. Die Merkur-Phase dauert von 7-14 Jahre alt. Es war für Kaspar eine Zeit, die er in fast völliger Dunkelheit und Stille durchleben musste.

     33 Jahre nach dem Tod Napoleons haben die Westmächte England und Frankreich, unter der Führung von Kaiser Napoleon (III.) dem Dritten mit dem Krimkrieg (1853-65) ihren Angriff auf Russland – die gleiche Aggression die Napoleon Bonaparte führte als Kaspar Hauser 1812 geboren wurde – und 1860 führten die beiden Mächte gemeinsam Krieg gegen China. 33 Jahre nach Kaspar Hausers Tod hat Bismarcks Preußen im Österreichisch-Preußischen Krieg von 1866 Österreich besiegt. Man kann sich fragen: War dies vielleicht die Folge der Abwesenheit in Mitteleuropa des heilenden Einfluss, dessen Möglichkeit 33 Jahre zuvor abgeschafft worden war? Das dualistische Staatswesen, das als Österreich-Ungarn bekannt ist, war eines der Ergebnisse dieses Krieges.  Es basierte auf der gemeinsamen Herrschaft von zwei Volksgruppen – von den Deutschen und den Magyaren – über viele andere, kleinere Gruppen und führte schließlich zu dem politischen Konflikt auf dem Balkan, der 1914 den Auslöser für den Ersten Weltkrieg gebildet hat.

    Es könnte sein daß Napoleon dazu bestimmt war, seine Rolle in der europäischen Geschichte zu spielen, bevor der Merkur-Geist Kaspar Hausers seinen heilenden Impuls zur Geltung bringen konnte. Wir haben es hier also mit zwei gegensätzlichen Figuren zu tun, einer Mars-Figur und einer Merkur-Figur, deren Schicksale dennoch durch die Französin Stéphanie de Beauharnais miteinander verbunden sind.

1836 wurde in England der erste Band eines bemerkenswerten und äußerst komplexen Buch über die Geschichte der Religionen in aller Welt und die Verbindungen untereinander veröffentlicht. Der Autor war ein liberaler Richter, Godfrey Higgins, der vier Monate vor Kaspar Hauser gestorben ist. Higgins war Freimaurer und stand in enger Verbindung mit dem herausragendsten englischen Freimaurer seiner Zeit, dem Herzog von Sussex, dem sechsten Sohn von König Georg dem dritten. Vom Jahre 1813 war der Herzog 30 Jahre lang bis zu seinem Tod Großmeister der englischen Freimaurerei. Er betrachtete sich selbst als kosmopolitischer Mensch der Aufklärung und setzte sich dafür ein, alle verbliebenen christlichen Bezuge aus der Freimaurerei und ihren Ritualen auszulöschen, nicht zuletzt, um die nichteuropäische Prinzen und Herrschern im Britischen Empire den Beitritt zur englischen Freimaurerei zu erleichtern. Nach Godfrey Higgins’ ‚bescheidene‘ Meinung waren er selbst  und der Herzog die sachkundigsten Freimaurer in England.

     Sein Buch, an dem er 20 Jahre lang täglich 10 Stunden arbeitete, hat den Titel Anacalypsis und sollte zeigen, daß alle Reli