England 1918-2008: Vom Empire zur Kolonie der USA?

Vortrag vor der Freie Anthroposophische Vereinigung
Pforzheim 13.-14. November 2008
Terry Boardman

 

EINLEITUNG

In meinem heutigen Vortrag möchte ich drei Fragen behandeln: zunächst möchte ich gewisse historische Phänomene aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert beleuchten im Zusammenhang mit der Frage, warum die USA gegründet wurden, warum sie aus Großbritannien hervorgegangen sind. Dann möchte ich mich der scheinbaren Veränderung in der Beziehung zwischen den USA und Großbritannien im 20. Jahrhundert zuwenden und zeigen, wie GB von der Rolle des imperialistischen Mentors für die VS zur Rolle ihres imperialistischen Söldners  übergewechselt ist, wie die Rollen gleichsam verkehrt worden sind und der frühere Kolonialherr zum kolonialen Untergebenen seiner frühern Kolonie wurde. Zuletzt möchte ich mich der Zukunft zuwenden und vom geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus schauen, in welcher Richtung das VK und die USA sich bewegen.

1. TEIL

Jahrzehntelang ist uns weisgemacht  worden, daß die USA gegründet worden sind um den anderen Nationen ein Licht, ein Muster aufgeklärter Demokratie und Freiheit zu sein, ein Zeichen der Hoffnung und Freiheit für all die leidenden Menschen Europas, Asiens und Afrikas, versinnbildlicht durch das Kultsymbol der Freiheitsstatue. Die Amerikaner waren davon schon lange vor ihrem Eintritt in den ersten Weltkrieg im Jahre 1917 überzeugt. So schrieb z.B. (2) George Washington selbst:

    Kein Volk hat mehr Grund, die unsichtbare Hand, welche die menschlichen Geschicke lenkt, anzuerkennen und zu verehren, als das Volk der Vereinigten Staaten. Jeder Schritt in Richtung eines unabhängigen Staates scheint wie von einem Zeichen der Vorsehung begleitet.

Nach den beiden Weltkriegen, gegen 1950, war es deutlich, daß die USA Europa aus seiner Position der kulturellen Vorherrschaft verdrängt und jegliche Konkurrenz, besonders von seiten Mitteleuropas, unterdrückt hatten – nicht zuletzt indem sie führende Persönlichkeiten aus dem europäischen Kulturleben und besonders aus dem mitteleuropäischen Judentum anzogen; solche Personen hatten sie sich angeeignet. Um das Jahr 1950 herum hatten die USA dem 20. Jahrhundert ihren Stempel aufgedrückt und waren zur dominanten Weltmacht geworden, sowohl auf kulturellem, militärischem wie wirtschaftlichem Gebiet. Selbst heutzutage lassen sich die etablierten Medien keine Gelegenheit entgehen, die britische Bevölkerung daran zu erinnern, daß die USA etwas besonderes und die Quelle aller zukunftsträchtigen Impulse sind. Sie mögen sich erinnern, daß mein Vortrag im letzten Jahr betitelt war: „Vom britischen zum amerikanischen Weltreich“. Nun, im September dieses Jahres begann in der BBC eine 90-teilige Radiosendung unter dem Titel: Amerika – Weltreich der Freiheit. Der Vorwand dazu waren angeblich die amerikanischen Präsidentschaftswahlen, welche im Trailer der Serie als geradezu shakespearisch in ihrer Dramatik bezeichnet wurden. Neben den vielen regelmäßigen Programmen über Amerika strahlt die BBC regelmäßig alle 5 – 7 Jahre solch eine größere Serie aus. (3) Hier in Deutschland zeigte im Juli dieses Jahres die 200,000 starke Volksmenge, die in Berlin erschienen war, um eine Rede, nicht eines deutschen sondern eines amerikanischen Wahlkampfkandidaten anzuhören, daß in Deutschland eine ähnliche Kampagne vorherrscht, da so viele Deutsche auch automatisch auf gute Ideen aus Amerika warten.

In den letzten Jahren ist jedoch ein neuer Aspekt des ‚amerikanischen Exceptionalismus’ (Einzig-artigkeit) aufgetreten. Seit dem Aufkommen des Internet haben mehr und mehr Amerikaner angefangen, die Ursprünge ihres Landes zu untersuchen, und solche mit konservativen und religiösen Neigungen, d.h., diejenigen, die nicht glauben, daß man sein Vaterland immer unterstützen muss, selbst wenn es im Unrecht ist, sind heutzutage überzeugt, daß ihr Land von Freimaurern, Illuminaten oder sogar Satanikern als Teil apokalyptischer Pläne zur Weltherrschaft des Antichristen gegründet worden ist. Andere wiederum nehmen einen entgegengesetzten Standpunkt ein, nachdem sie die Schriften einflussreicher Autoren wie (4) Manley P. Hall (1901-1990), einem Freimaurer des 33. Grades der Schottischen Rite, entdeckt hatten, der in seinem Buch The Secret Teachings of all Ages [Die Geheimlehren aller Zeiten], das er 1928, im Alter von nur 27 Jahren, veröffentlichte, behauptet, daß die Gründungsväter tatsächlich Rosenkreuzer waren, und daß die USA als positives Vorbild für die Welt, als eine neue Philadelphia, gegründet wurden. Dieser Gedanke wurde sogar durch Personen wie Alice Bailey, Elizabeth Clare Prophet und andere amerikanische New-Age-Lehrer noch weiter geführt. Was den meisten dieser New-Age- oder freimaurerisch orientierten Lehrer gemein ist, ist daß sie Jesus Christus als nichts mehr als einen der großen Lehrer der Menschheit ansehen.

Nun hat Rudolf Steine meines Wissens NIEMALS gesagt oder auch nur angedeutet, dass die USA von Rosenkreuzern gegründet worden sind. Dennoch ist diese Vorstellung in anthroposophischen Kreisen in verschiedenen Ländern mündlich und schriftlich in Umlauf gebracht worden. Z.B. hat Virginia Sease, selbst Amerikanerin, erwiesenermassen behauptet, daß die Gründungsereignisse um 1776 von rosenkreuzerischen Einwanderern, die sich in Pennsylvanien niedergelassen hatten, beeinflusst worden sind. (5) Als Beispiel verwies sie  auf das im Jahre  1732 von  Johann Conrad Beissel gegründete sogenannte ‚Ephrata Kloster’. Mir fehlt jetzt die Zeit, näher hierauf einzugehen, aber wenn Sie selbst der Frage dieses sogenannten ‚Ephrata Kloster’ und der dazugehörigen Gemeinschaft nachgehen, werden Sie sehen, daß die Behauptung von Frau Sease nicht auf sehr solidem Fundament ruht, und daß es eigentlich keine zuverlässigen Beweise gibt, daß diese Gruppe irgendeinen Einfluss auf die sogenannten Gründungsväter der 1770er hatte.

Zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Manfred Schmidt-Brabant hat Virginia Sease in dem Buch Paths of the Christian Mysteries from Compostela to the New World (Compostela: Sternenwege alter und neuer Mysterienstätten), eine Sammlung von Vorträgen veröffentlicht, mit einem ganzen Kapitel über ‚Rosenkreuzerimpulse in Amerika und ihre Rückwirkungen in Europa’. Manche englisch-sprechenden  Personen, einschliesslich Anthroposophen, geben sich allen möglichen Illusionen hin, die sie zu dem Glauben führen, daß ihre geschichtlichen Größen gleichzeitig geistig bedeutsame Menschen waren. In Paths of the Christian Mysteries schreibt Schmidt-Brabant, daß die Finanzierung des Bauimpulses der gothischen Kathedralen  im 12. und 13. Jahrhundert „von den Templern stammte, die Silber aus Amerika hatten“ (S.151). Welche Beweise werden für solch eine Aussage geliefert, die, wenn sie wahr sein sollte, umwälzende Konsequenzen haben würde? Nicht mehr als einen kurzen Fußnotenhinweis mit den Publikationsdetails eine Buches von einem deutschen Autor, der als ‚Geschichtsforscher’ bezeichnet wird, der ein Buch mit dem Titel ‚Alchemie’ geschrieben hat.

Wenn also die USA nicht als großes rosenkreuzerisches Experiment, als Vorbild für alle zukünftige Entwicklung, gegründet worden sind, warum wurden sie denn dann gegründet? Das ist eine wichtige Frage für die heutige Geisteswissenschaft. Die USA waren der erste großangelegte, abstrakte ideologische Staat der Welt. (6) David Ovason (alias Fred Gettings) hat überzeugend dargestellt, was wir heute wissen, und zwar, daß die Freimaurer, die Washington D.C. entworfen und gebaut haben, einen freimaurerischen und hierarchisch organisierten und keinesfalls einen demokratischen Staat im modernen Sinn des Wortes schaffen wollten, sondern einen Staat, der von Herren regiert werden würde, die vorzugsweise freimaurerische Brüder sein sollten, deren Ideologie keinesfalls christlich, sondern ein von alter ägyptischer Religion durchdrungener und geformter Deismus war. Wir kennen sicher alle Rudolf Steiners Angabe, daß sich die 7 nachatlantischen Epochen um die Achse der 4. Epoche spiegeln, und daß wir dementsprechend in unserer 5. n.a. Epoche verschiedene Rezidive der Kultur und des Geistes der 3. n.a. Epoche, der ägyptisch-chaldäischen oder babylonischen, erleben würden. (7) Die großen, in die architektonischen und Formelemente Griechenlands und Roms gekleideten Bauwerke und Denkmäler sowie das Verwaltungssystem der USA sind ganz gewiss gute Beispiele solcher Rezidive im grossen Stil, (8) genauso wie die kolossalen und monolythischen modernistischen Wolkenkratzer, die so sehr die USA versinnbildlichen. Obwohl das kaiserliche Rom der Träger des neuen juristischen Geistes und der bürgerlichen Identität der 4. n.a. Epoche war, gab es sich doch in steigendem Masse dem Geist des alten Ägypten hin. Ovason zeigt auf, daß Washington D.C. ursprünglich auf einem Stück Land begündet worden ist, das Rom hieß, das einem Mann namens Pope gehörte und an einem Bach mit dem Namen Tiber gelegen war – unglaublich aber wahr!

Die USA haben jedoch noch etwas anderes vom Geist der 3. Epoche übernommen, das trübe hinter den klassizistisch aussehenden weißen Steinstrukturen und riesigen, gänzenden modernistischen Glastürmen hervorleuchtet. Anthroposophen, die immer auf das Positive sehen, zeigen lieber auf die sogenannten ‚föderalistischen’ Absichten der Konföderation der Iroquois-Indianer als Modell für spätere politische Formen in den VS, und tatsächlich ist da auch etwas dran, aber wir sollten unsere Augen nicht vor etwas viel weniger Attraktivem verschliessen, und zwar, daß dasjenige, was so trübe hinter den imperialistischen Ansprüchen und dem Machtstreben des amerikanischen Weltreiches mit seinem kolossalen Systemdenken und seiner Projektion militärischer Macht hervorscheint, auch ein Erbe nicht nur Ägyptens, Spaniens und Großbritanniens, (9) sondern auch der großen Reiche Mesoamerikas (des vor-kolumbianischen Amerika) sein könnte. Indem die Amerikaner der neuen Republik immer weiter nach Westen vorstießen und dabei die einheimischen Indianer dezimierten, kamen sie in Neu-Mexico, West-Texas und Arizona in die angestammten Gebiete der Azteken. Obwohl die Kulturen der Azteken, Mayas, Tolteken und anderer während der sogenannten 4. n.a. Epoche existiert hatten, waren sie tatsächlich eine Verschleppung aus der 3. Epoche und hatten sich seit der Zeit nicht wesentlich weiterentwickelt. In Wirklichkeit liegen die Ursprünge dieser stark verstädterten Kulturen in der Atlantis. (10) Die expansiven Tendenzen dieser alten mesoamerikanischen Kulturen können auch hinter den modernen Realitäten Amerikas wahrgenommen werden. In diesen Gebieten ist auch Los Alamos errichtet worden, wo am 16. Juli 1945 die erste Atombombe explodiert worden ist, und wo in Roswell zwei Jahre später das erste uFo abgestürzt sein soll. Wir wissen, daß in diesem Teil der USA, dem fernen Westen, in der Nähe der Rocky Mountains, die Wirkungen des magnetischen Nordpols am stärksten sind, und in dem nach Rodolf Steiner die stärksten ahrimanischen Kräfte ,beheimatet’ sind. (11) Ich nehme an, daß ich nicht auf Einzelheiten einzugehen brauche, um Sie daran zu erinnern, daß das alte Mexiko der Ort war, wo vor etwa 2000 Jahren ein Parallelereignis zum Mysterium von Golgatha stattfand, wo ein mächtiges anti-christliches Wesen, das von Rudolf Steiner nicht genant wird, das aber in der aztekischen Legende Coyolxuahqui heißt, durch die weiße Magie des Uitzilopochtli hingerichtet worden ist.

Eine wichtige Unterscheidung, die im Auge zu behalten ist, ist die zwischen dem politischen Staat der USA einerseits und dem amerikanischen Kontinent als ganzem andererseits. Es ist meine Ansicht, daß die USA gegründet worden sind, um das politische Instrument für die Kultur zu liefern, welche die Inkarnation Ahrimans beherbergen soll. Diese Inkarnation, genauso wie die des Christus im Heiligen Land vor 2000 Jahren, und Luzifers, die Rudolf Steiner zufolge 3000 Jahre v.Chr. in China stattfand, wird eine enorme, verschiedene Stufen durchlaufende Vorbereitung benötigen. Rudolf Steiner hat angedeutet, daß alle Weisheit der vorchristlichen Zeit auf jene Inkarnation Luzifers in China zurückzuführen ist und als deren Resultat angesehen werden muss. So sehen wir 3000 Jahre v.Chr. eine große kulturelle Entwicklungswelle von China ausgehen, und über den Mittleren Osten und Griechenland ziehen, um schliesslich in der Renais-sance und in der Entdeckung Amerikas 1492 seinen Höhepunkt zu erreichen, ein Ereignis, das Rudolf Steiner kühn mit dem Einfall der Mongolen aus Ostasien in Europa 250 Jahre vorher verbindet. Was war denn nun nach dieser riesigen, jahrtausedelangen Welle kultureller Entwicklung vom fernen Osten zum fernen Westen der tatsächliche soziale und kulturelle Schmelztiegel, die alchemische Retorte, aus der die VS schließlich im 18. Jahrhundert hervorgingen? Waren es nicht die britischen Inseln? (12) War nicht das Jahr der Gründung der neuen Republik, 1776, auch das Jahr der Veröffentlichung von Edward Gibbons Decline and Fall of the Roman Empire (Geschichte des Verfalls und Untergangs des römischen Reichs) und Adam Smiths Wealth of Nation (Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker)? Die Titel der beiden Werke deuten schon auf den Verfall einer durch Politik und Militärmacht regierten Welt und den Aufstieg einer vom Wirtschaftsleben bestimmten Welt. Diese beiden Bereiche haben seit der Zeit sowohl in der britischen als auch in der amerikanischen Geschichte miteinander gerungem.

Man kann sehr weit in der Zeit zurückgehen, will man die lange Vorberitung verfolgen, die die USA schließlich aus dem britischen Schmelztiegel hervorbringen sollte, und es würde einen eigenen Vortrag benötigen, den ganzen Prozess darzustellen, wie Britannien sich darauf vorbereitet hat, oder vorbereitet wurde, den USA zur Geburt zu verhelfen. (13) Einige der Meilensteine in diesem Prozess, die aufgezeigt werden können, könnten den Charakter der keltischen, angelsächsischen, vikingischen und normannischen, hollän-dischen und jüdischen kulturellen Beiträge umfassen; (14) sowie die persönlichen Beiträge Heinrichs VIII, Elisabeth I,  James I und Oliver Cromwell; (15) die philosophischen und wissenschaftlichen Arbeiten von Bi-schof Grosseteste, Roger Bacon, William of Occam, Duns Scotus, Francis Bacon, Lord Cherbury, Thomas Hobbes, Isaac Newton und John Locke.

Um das Jahr 1760 hatten die Briten ihre neuen Rivalen, die Franzosen, sowohl in Nordamerika als auch in Indien besiegt. Das britische Weltreich wurde allmählich zu einer globalen Tatsache. 3 Jahre nach Ausbruch der amerikanischen Revolution im Jahre 1775 kam in Großritannien mit dem Bau von James Watts erster Dampfmaschiene und der ersten ganz aus Eisen gebauten Brücke die industrielle Revolution in Gang. (16) Innerhalb von 50 Jahren  wurden die Briten als die Ingenieure, Geschäftsleute, Händler und Finanziers der Welt bekannt; in Europa wurden sie als die Meister der materiellen Welt angesehen und hatten es sich inzwischen angewöhnt, sich auf selbstgefällige Weise als solche zu betrachten. Es war also DIESE britische Gesellschaft und Kultur des 18. Jahrhunderts, mit DIESER Geschichte, die bis in die Zeit der Mauer des römischen Kaisers Hadrian und noch weiter zurückreichte, die die USA hervorbrachte. (17) Kein Wunder, daß der Traum der jungen Republik bald ein expansionistischer wurde, der als die offenbare Bestimmung eines auserwählten Volkes angesehen wurde.

2. TEIL

Wenn Personen, die vorgeben, Geisteswissenschaftler zu sein, sich Illusionen über die USA hingeben, dann ist es nicht verwunderlich, daß ebenso große Illusionen von Vertretern des anglo-amerikanischen Imperialismus und der globalen Führungsrolle als Wahrheit ausgegeben werden.  (18) Als Arthur Balfour 1909 jenen Brief an President Roosevelt schrieb, war die enge Verknüpfung der britischen und amerikanischen Eliten bereits in vollem Gange. In den 1870ern hatte es mit einigen High-Society-Ehen zwischen aristokratischen britischen Männern und wohlhabenden amerikanischen Erbinnen angefangen; (19) 1902, dem Todesjahr von Cecil Rhodes, ging es mit der Gründung der Pilgrims’ Society, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, wohlhabende und einflussreiche Männer von beiden Seiten des Atlantik mit-einander zu verbinden, einen grossen Schritt vorwärts. Sie hielten und veranstalten auch heute noch große Diners  für die Botschafter beider Länder. Sie gehörten und gehören auch heute noch zur obersten Schicht der anglo-amerikanischen Gesellschaft. (20) Dieses ist das Emblem der Gesellschaft; bitte beachten Sie, daß 1902 der amerikanische Adler es zufrieden war, auf dem Rücken des Pferdes zu reiten, während der britische Löwe vorausmarschierte! Der Pilger ist hier der sogenannte ‚Vater der englischen Literatur’ aus dem 14. Jahrhundert, Geoffrey Chaucer, dessen Finger den Weg nach vorwärts weist; darunter die lateinische Inschrift Hic et Ubique (hier und überall), aber welche Art Canterbury, welches geistige Ziel suchen diese neuen Pilger? Wir sehen es oben auf dem Bild angedeutet – technologische Leistung und materielle Macht. Am 5. Juli 1961 – die USA waren noch nicht in den Krieg eingetreten – und die Somme-Schlacht wütete gerade – wurde James Beck, der 1900-1903 das Amt des US Assistent Attorney General (Generalstaatsanwalt), eines der höchsten Ämter des Landes, bekleidet hatte, von den Pilgrims nach England eingeladen. In seiner Ansprache an die Gesellschaft sagte er, daß die Amerikaner dem englischsprachigen  Weltreich treu seien, und mahnte sie, daß das ‚große Weltreich der englischsprachigen Rasse’ standhaft bleiben müsse. Ich werde später noch auf die Pigrims zurückkommen.

Der Erste Weltkrieg war naürlich das Schlüsselereignis im Prozess des Schmiedens der anglo-amerikanischen Beziehung, denn es war der Moment, in dem Großbritannien, vollkommen durch den Kampf gegen Deutschland erschöpft, effektiv den Stab globaler Vorherrschaft an die USA abtrat, obwohl die Elite in den USA als Gesamtheit diese Tatsache erst 20 Jahre später, im 2. Weltkrieg, anerkannte. Um den Zusammenhang deutlich zu machen, möchte ich einen längeren Umschweif machen und Ihnen einige Auszüge aus den Schriften des amerikanischen Botschafters in Großbritannien wähernd des ersten Weltkrieges, Walter J. Page, vorlesen. (21) Er war einer der Mitglieder der US-Elite, die bewusst das zukünftige Verdrängen Großbritanniens durch die USA herbeisehnten und bestrebt waren, es zu fördern. Zunächst einige Worte über den Hintergrund Pages, denn er war kein x-beliebiger Botschafter. Page (1855-1918) stammte aus den Kreisen der südlichen Elite, die seit den Zeiten der Sklavenhaltung  immer mehr pro-bri-tisch gewesen waren als die Industriellen im  Norden. Als junger Mann war er vom Gründer Daniel Coit Gilman, (22) einem führenden Mitglied der Geheimgesellschaft Skull and Bones in Yale (1852) besonders für ein Stipendium an der neu gegründeten John Hopkins-Universität ausgewählt worden. 1856 hatte Gilman die Skull-and-Bones-Gesellschaft unter dem Namen The Russell Trust offiziell eintragen lassen, und im selben Jahr zog die Gesellschaft  in ihre gegenwärtigen Räumlichkeiten in Yale, die sich The Tomb (das Grab) nannten.

Im Sommer 1877 verbrachte Page einige Monate auf einer Reise durch Deutschland, möglicherweise auf Empfehlung Gilmans. Seine Berichte von der Reise weisen keinerlei offensichtliche Deutschfeindlichkeit auf. Page wurde später Journalist und Herausgeber des Atlantic Monthly, damals bereits eine der führenden Zeitschriften Amerikas. Er war ein überzeugter ‚Amerikanist’ und ein Demokrat auf sozialem Gebiet, nachdem er über seinen jugendlichen Provinzialismus hinausgewachsen war, jedoch seine rassistische und chauvinistische Einstellung bewahrt hattte; zur Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges war er einer der ersten Befürworter des neuen amerikanischen Imperialismus. Als Journalist entwickelte er eine Freundschaft mit dem vielversprechenden jungen Akademiker Woodrow Wilson, der öfter Beiträge zum Atlantic Monthly lieferte. 1903 wurde Page ein Partner im großen Verlagshaus Doubleday, Page and Company, das 1927 die gößte Verlagsanstalt der Welt werden sollte. 1986 wurde es an Bertelsmann verkauft, dem auch die Muttergesellschaft Random House gehört. Page wurde der Nachfolger von Gilman auf dem General Education Board, der ungemein einflussreichen, von John D. Rockefeller gegründete Institution, und arbeitete eng mit der mächtigen Administration dieser Organisation zusammen.

1912 war Page einer der Ernennenden für Wilsons Bewerbung um die Präsidentschaft und wurde im Jahr darauf mit der Berufung zum Botschafter an den Hof von St. James belohnt. Selbstverständlich stand er Col. House nahe (23) – dem  verschwiegenen inoffiziellen Berater Präesident Wilsons, den Wilson ‚mein alter ego’, ‚mein anders Selbst’ nannte; nebenbei bemerkt, richtete Page seine meiste wichtige Korrespondenz als Botschafter an House,  ein weiteres Mitglied der alten südlichen Elite. Obwohl er angeblich der Botschafter eines neutralen Landes war, war Page ein zwanghafter Anglophile, und stand im Krieg mit Begeisterung auf Englands Seite. Seine Berichte und Briefe spielten eine wichtige Rolle bei dem Unternehmen, House und Wilson zu überreden, 1917 in den Krieg einzutreten. Nach dem Krieg wurde sein Beitrag zur Rettung Englands 1923 von den britischen Kriegsführern/Kriegschefs dankbar anerkannt, (24) und zwar von dem Earl of Balfour, Lloyd George, Asquith, Bonar Law – drei ehemaligen und einem gegenwärtiger Premierminister – sowie von Sir Edward Grey – dem ehemaligen Außenminister, der für Page ein Ehrenmal in der Westminster-Abtei beantragte, das ihm auch gewährt wurde, an dem Ort, an dem so viele von Englands Königen und Helden durch Denkmäler geehrt werden.

Pages Sohn Arthur wurde später Vize-Präsident und Direktor der riesigen AT&T-Gesellschft und sein Enkel, Walter Hines Page II, war Präsident und Vorsitzender des Morgan Guaranty Trust und J.P. Morgan & Co. sowie langjähriger Treuhänder des Cold Spring Harbout Laboratory, das Pionierarbeit auf dem Gebiet der Eugenik und der Genforschung geleistet hat. So können wir sehen, wie drei Generationen der Pages eine zentrale Rolle an der Spitze des anglo-amerikanischen Establishment gespielt haben. Soviel zum Hintergrund von Walter Hines Page. Ich werde jetzt Page etwas ausührlicher zitieren, nicht nur weil er so gute Verbindungen hatte, sondern auch weil seine Beobachtungen und Aktivitäten ein so gutes Beispiel, im von Rudolf Steiner symptomatologisch genannten Sinn, dafür sind, wie die anglo-amerikanischen Eliten im 20. Jahrhundert gedacht und agiert/gewirkt haben.

Am 12. November 1915 schrieb Botschafter Page an Col. House: (25)

    . . . was auch immer die Zukunft bringen mag . . . müssen wir zusehen, daß wir gewinnen, was wir zweifellos auch tun werden, wie wir bis jetzt immer gewonnen haben. Wir müssen uns des Sieges todsicher sein . . . wenn es sich nur vorher allgemein von selbst versteht, daß unsere Flotte und die englische Flotte dieselbe Sprache schiessen, dann wird uns kein Kampf aufgezwungen werden . . . (26) Hier ist ein Friedensprogramm für Sie – die einzige Grundlage für einen dauerhaften Frieden in der Welt . . .  Am besten kommen wir gleich zu den Tatsachen. Was die Sicherung des Friedens anbetrifft, ist die bedeutendste Tatsache in der Welt die britische Flotte. Die nächstbedeutende Tatsache ist die amerikanische Flotte . . . wenn diese beiden Flotten einander vollkommen verstehen . . . dann wird es keine großen Kriege mehr geben, solange dieses Verständnis andauert. Ein solches Versändnis bedarf keiner Verträge – es bedarf lediglich der Höflichkeit.

Das ist der selbe Gedanke, den Balfour 1909 Roosevelt mitteilte, der selbe Gedanke, der Rhodes vorgeschwebt und den er ab 1902 öfter bei Pilgrims-Diners geäußert hatte – dauerhaften Frieden durch einen ständigen anglo-amerikanischen Polizeiapparat, der durch informelle persönliche Kontakte zwischen Mitgliedern des elitären transatlantischn Clubs organisiert wurde. Im selben Brief schreibt Page weiter: (27)

    Seit ich hier lebe, habe ich viele Tage und Nächte, mein armes Gehirn und mein kleines Vermögen freiwillig und gern darauf verwendet, einen Begriff von den Männern zu bekommen, die dieses Königreich regieren, und von den Frauen und den Gebräuchen, die diese Männer regieren – ihre Gedankengänge zu erfassen, die Funktionsweise ihrer Imagination, das Spiel ihrer Ideale, die Quellen ihrer Instinkte . . . Bitte beachten Sie, wie er davon ausgeht, dass die Männer der britischen Elite von ihren Frauen und von ihren traditionellen Gebräuchen regiert werden! Er fährt fort: (28). . . wenn wir sehen, wie die Welt durch solch eine künstliche Kombintion wie England, Russland und Frankreich und Japan und Serbien gerettet wird, ist keine große Weisheit notwendig, um die natürliche Weise zu erkennen, auf die sie in Zukunft gerettet werden muss.

    (29) Aus demselben Grund ist es  jeden Tag, den ich hier verlebt habe, mein bewusstes Ziel gewesen, mein bestes zu tun um einen Zustand herbeizuführen, der dieses sicherstellen kann – daß wennimmer wir die britische Flotte benötigen, um unsere Küste zu schützen oder einen agressieven Krieg irgendwo zu verhindern, sie uns aus einem natürlichen Impuls und Instinkt zur Verfügung steht  – selbt ohne daß wir darum zu bitten brauchen.

    (30) Ich habe gelernt, daß der erste Schritt zu diesem Ziel die Höflichkeit ist; daß der zweite Schritt Höflichkeit ist, und daß der dritte Schritt eine sehr feine und edle Höflichkeit (die Mut miteinschliesst) ist . . . Wir haben – wir und die Briten – gemeinsame Ziele und einen gemeinsamen Charakter. Nur eine beständige und aufrichtige Höflichkeit  . . .  ist für uns als eine so vollkommene Verständigung notwendig, wie sie benötigt werden wird für die automatische Lenkung der Welt auf friedlichem Wege.

Page beschreibt danach gewisse Beispiele unhöflichen Benehmens von seiten einiger Amerikaner, von dem er sagt, daß es „uns etwa zwei Jahre lang von englischer Sympathie abgeschnitten hat.“  Dieses unhöfliche Benehmen, sagt Page, (31) „hat unsere Freunde, die wahren Männer des Königreiches, sehr verletzt. Es hat die Massen verärgert – was viel weniger wichtig ist als das tiefe Leid, das unsere unhöflichen Maniern unseren Freunden zugefügt haben – ich fürchte, allen rücksichtsvollen und aufmerksamen Engländern.“ Bedenken wir, daß hier der Botschafter einer sogenannten Demokratie über eine andere sogenannte Demokratie spricht. Für einen Mann wie Page sind die Massen offensichtlich unwichtig, denn er ist Mitglied des Clubs der Herrschenden. Genau wie die britische Elite betrachtete er die Männer seiner eigenen Klasse als die wirklichen Eingeborenen seines Landes; der Rest waren nur Be-dienstete und Gehilfen, deren Wohlergehen natürlich berücksichtigt werden musste, aber nicht im Sinne von Gleichheit oder Brüderlichkeit. Page beschreibt im weiteren, wie die ausnehmende Höflichkei des Präsi-denten Woodrow Wilson die oben beschriebenen Probleme gelöst hatte.  (32) Sir Edward Grey, schreibt Page, hat zu mir gesagt: ‚Der Präsident hat uns allen eine Lehre erteilt und uns allen ein hohes Vorbild der edelsten Höflichkeit gegeben’. Dazu bemerkt Page:‚Diese eine Geste hat diese beiden Nationen einander näher gebracht als sie es je gewesen sind, seit wir ein unabhängiges Land geworden sind . . .’ Das ist schon eine gewaltige Behauptung! Was wir hier sehen, sind vor allen Dingen persönliche Beziehungen zwischen Männern der oberen Klasse, die dem selben Club angehören und die sich für ihre ganze Gesellschaft ver-antwortlich fühlen. Heutzutage ist die Situation nicht wesentlich anders, wenn Blair sich mit Bush und Brown sich mit Bush trifft. ’. . . (33) Regierungen sind menschlich’, sagt Page, nicht entfernte Abstraktionen oder unpersönliche Institutionen. Menschen leiten sie, und sie hören nicht auf, Menschen zu sein . . . die beste Art und Weise, Regierungen und Nationen zu behandeln – solange sie geneigt sind, freundlich zu sein – ist die Art und Weise, wie wir einander behandeln’. Wir dürfen uns an Rudolf Steiners Worte in Dornach ein Jahr später, am 17. Dezember 1916, erinnern, als er die ‚Umstände der englischen Politik’ charakterisierte indem er sagte: ‚Hier ist das Hauptanliegen, geeignete Personen für die richtigen Positionen zu finden’. Geeignete Personen sind solche, die bei passender Gelegenheit angemessen höfliche Sachen sagen.

Am 7. Dezember schrieb Page an House: (34)

    Wenn Onkel Sam einverstanden ist (und er selbst eine ordentliche Marine hat), dann wird er John Bull zublinzeln und John Bull wird ihm folgen’. So sind die Dinge seit 1945 und besonders seit dem Vietnam-Krieg gelaufen . . . Mein Plan ist, die Briten dahin-zubringen – daß nicht wir zu ihnen  kommen, sondern daß sie zu uns kommen . . . wenn Friede eintritt, werden wir auf dem besten Wege sein, so reich zu werden wie der Krieg sie belassen wird. In London gibt es 4 Clubs, die nichts anderes zum Ziel haben.

    (35) Wir brauchen nichts anderes zu tun, als höflich sein. Unsere Manieren, unsere Politiker und unsere Zeitungen sind das einzige, das den englischsprachigen weißen Mann daran hindert, unter unserer Führung die Welt zu regieren, ohne jeglichen Vertrag zu machen oder uns in irgendein Bündnis zu verwickeln. . . . Das britische Weltreich wird durch die listige Verwendung von Höflichkeiten und Auszeichnungen regiert . . .

    (36) Wenn ich den Präsidenten selber dazu bringen könnte, die Korrespondenz zu führen, wenn ich drei oder vier gute Generäle hätte und Admiräle und einen oder zwei gute Bischöfe, einen oder zwei reinrassige Senatoren und dann einen Richter des obersten Gerichtshofs, um ordentliche Aufträge zu unternehmen und hier in der richtigen Weise sich dirigieren zu lassen – dann könnten wir tun oder sagen, was wir wollten und [die Briten] würden alles tun was wir sagen. Ich würde mich dafür verbürgen, daß die ganze englischsprachige Welt unter unserer Führung den Frieden wahren könnte. . . .

    (37) Ich kann es Ihnen nicht stark genug betonen, daß die englischsprachigen Leute das Tempo bestimmen und diese Welt in Ordnung halten müssen. Niemand anders ist dieser Aufgabe gewachsen. In all unseren Beziehungen mit den Briten . . . lassen wir sie in dem Glauben, daß sie die Führung haben; das stimmt aber nicht. Wir haben die Führung.

    (38) Sie werden immer folgen, wenn wir wirklich führen und höflich zu ihnen sind . . . Die britische Kriegsmarine eignet sich ganz gut als Hund, der unter userm Wagen einhertrabt. Wenn wir zehn Jahre Zeit hätten, möchte ich wetten, dass Jellicoe uns aus der Hand fressen wird.

Jellicoe war der Großadmiral der britischen Hauptflotte. Pages zynische Ansichten über die Briten hier und seine Verführungsstrategie zeigen, wie gut er die Neigung der britischen Elite, sich durch romantische und ritterliche, im Grunde mittelalterliche Gesten, Höflichkeiten, ‚gute Form’, Auszeichnungen und Dekorationen verführen zu lasssen, verstand. Hier sehen wir das ahrimanische Element aus den Schwachstellen der altmodischen Rüstung des luziferischen Elements hervorschauen. Die Situation ist bis heute unverändert. Heutzutage sorgt und grämt sich die britische Elite immer noch darum, ob Washington  noch in die ‚besondere Beziehung’ verliebt ist, wie eine alternde Gräfin, die besorgt ist, ihr Mann könne hinter einer jüngeren Frau hersein. Die britische Elite zeigt noch immer den Wunsch, mit beruhigenden Phrasen gestreichelt und verwöhnt zu werden, die andeuten sollen, daß Washington bereit ist, auf ‚seine Verbündeten’ – sprich das V.K. -  zu hören und nichts eigenmächtig zu unternehmen. Natürlich wusste Page, Werkzeug des ahrimanischen Elements, daß England den USA folgen musste, weil im selben Jahr 1915, nach einem Jahr Weltkrieg, England effektiv bankrott und bereits von amerikanischem Kredit abhängig war, der von der englandfreundlichen J P Morgan Bank organisiert worden war. „ . . . wie Sie wissen, gibt dieses Königreich allein täglich $25 Millionen pro Tag aus. Das große Darlehen von den VS ($500 Millionen) würde gerade 20 Tage reichen!“

Je mehr Zeit Page in England verbrachte, desto arroganter und chauvinistischer wurde er. Im Mai 1916 schrieb er: (39)

    „Ich hatte nie die Illusion, daß Europa viel hätte, das wir von ihnen lernen sollten. Die Hauptlektion . . . betrifft die Lebenskunst – die Annehmlichkeiten und Höflichkeiten des Lebens, die Finessen und das Vergnügen des Gesprächs und des höflichen Benehmens. Das können die oberen Schichten uns lehren; und wir können viel von ihnen lernen. Das scheint mir aber auch . . . fast alles zu sein.“  

So hat ein echter Römer über die Griechen gesprochen! Von den anderen europäichen Ländern sagt Page: (40)

    „Die anderen sind einfach morsch . . . wir haben von niemand anderem etwas zu lernen . . . Europa ist mittelalterlich . .  die Massen in Europa lassen sich wie Rinder treiben . . . wir sind den Leuten hier (7) tausend Jahre voraus. Die meisten Leute sind stur und schwermütig oder langweilig an diesem Ende der Welt. Wie könnten sie sonst ihre Könige und ihre albernen Zeremonien ernst nehmen?“.

Tatsächlich nahm niemand seine so ernst wie die Engländer, mit all ihren Verbeugungen und Dekorationen – die Engländer, die er so sehr bewunderte. Pages Briefe liefern uns einen faszinierenden Einblick in die Veränderung des Bildes, das ein amerikanischer Elitist von der anglo-amerikanischen Beziehung hatte, anfänglich respektvoll, aber allmählich immer herablassender werdend. Er selbst war sich deutlich bewusst, wie radikal seine Botschafterrolle während des Krieges seine Ansichten verändert hatte. Nur sein Gefühl der ethnischen Solidarität bleibt unverändert. Im Juni 1916 schrieb er: (41)

    „die VS und GB müssen zusammenarbeiten und zusammenstehen, um die räuberischen Nationen in Schach zu halten. Das einzig notwendige war (seiner Meinung nach), ein ‚vollkommenes gegenseitiges Verständnis unter den englischsprachigen Ländern . . .

    (42)… wir müssen unsere Kinder in einem Gefühl der Ehrfurcht für englische Geschichte und englische Literatur erziehen . . . Wir müssen führen; wir sind natürliche Führer. Die Engländer muss man zum Führen antreiben.

Margaret Thatcher und der britische Historiker Niall Ferguson würden dem heutzutage widersprechen. Thatcher hatte bekanntlich das Gefühl, daß sie George Bush Snr in seinem Vorsatz zu bestärken hatte, 1990 Saddam Hussein zu bekämpfen, während Ferguson sich der Aufgabe verschrieben hat, die Amerikaner dazu zu ermutigen, die Last der Weltherrschaft auf sich zu nehmen. Er beendet sein Buch Empire – How Britain Made the Modern World [Wie Grossbritannien die moderne Welt geschaffen hat] (2003) mit den Worten:

    „Die Amerikaner haben unsere Rolle übernommen, ohne sich jedoch schon der Tatsache bewusst zu sein, daß ein Weltreich dazugehört . . . Die Dreadnoughts (Schlachtschiffe) mögen den F-15s Platz gemacht haben. Ob es uns gefällt oder nicht, und selbst wenn man es abstreiten will, ist das Weltreich heute genauso eine Realität wie während der 300 Jahre, als England regierte und die moderne Welt gestaltete.

In einer typischen Pilgrim-artigen Geste liess er auf sein Buch im Jahr darauf ein weiteres folgen: Colossus – The Rise and Fall of the American Empire, in dem er versucht, die amerikanische Elite durch ein Schreckbild dazu zu bringen, ihre imperialistische Rolle zu ergreifen. Das letzte Kapitel beginnt bedeutungsvollerweise mit einem Zitat aus Gibbons Decline and Fall of the Roman Empire (1776) – „ . . . das interessante Thema der Finanzen des verfallenden Reiches“.

Kehren wir zu Page im Juni 1916 zurück: (43)

    „Wir müssen unsere Jungens in ihre Universiäten kriegen, ihre in unsere . . . abgesehen von dem kleinen Häufchen Rhodes-Männern wissen die Engländer nicht, wie man es macht. (In manchen Dingen) sind sie unglaublich kindisch . . . mit (ihrer) mittelalterlichen Einstellung muss Schluss gemacht werden – oder sie muss verwandelt werden“.

(44) Am 24. November 1916 schrieb Page einen Brief an Präsident Wilson. Fast alle wichtigen Gründe, mit denen Wilson 5 Monate später seine Kriegserklärung an Deutschland rechtfertigte, sind in Pages Brief enthalten.

Diese Art Ansichten, wie sie bei Page zu finden sind, und die innerhalb der transatlantischen Elite weit verbreitet waren, fußen letzten Endes auf dem Rassismus, der im Westen aufgekommen war, besonders nach der Veröffentlichung von Darwins außerordentlich einflussreichem Buch „Origin of Spacies“ (Die Entstehung der Arten) 1859. Wie Hansjoachim Koch schon 1973 in seinem Artikel „Der Sozialdarwinismus. Seine Genese und sein Einfluss auf das imperialistische Denken“ in der Zeitschrift für Politik schreibt:

     „So wie Marx glaubte, den Schlüssel zu sozialer Veränderung im Klassenkampf entdeckt zu haben, so glaubte Darwin ihn in der natürlichen Auslese und dem Überleben des Stärksten gefunden zu haben“.

(45)“The Economist“ steht heute ganz an der Spitze des anglo-amerikanischen Medienbaumes und ist außer-ordentlich einflussreich. Er vertritt immer noch, oder ist selber einer der lebhaften Propagandisten  für, die Sache der anglo-amerikanischen Vorherrschaft, sowohl vom Standpunkt „weicher“ wie „harter“ Macht. Einer seiner größten Redakteure im 19. Jahrhundert war Walter Bagehot(46)  ; The Economist führt heute noch eine nach ihm benannte Spalte. In seinen umfangreichen Schriften ist u.a. zu lesen:

    „Eroberung ist der Preis, den die Natur jenen nationalen Charakteren zuteil werden lässt, deren nationale Gepflogenheiten sie am besten dazu befähigt haben, aus Kriegen siegreich hervorzugehen, und in materieller Hinsicht sind diese siegreichen Charaktere wirklich die besten Charaktere. Die Charaktere, die tatsächlich Kriege gewinnen, sind solche, von denen wir wünschen sollten, daß sie Kriege gewinnen“.

(47) Cecil Rhodes erklärte mit der Arroganz, für die die spätviktorianischen Engländer berüchtigt waren:

    „Ich behaupte, daß wir die erste Rasse der Welt sind, und daß es für die Menschheit um so besser ist, je grösser der Teil der Welt ist, den wir bewohnen“.

Den Deutschen war es aufgefallen, daß nach 1870 die Engländer weniger über „unseren gemeinsamen teutonischen Ursprung“ als vielmehr selektiver über „unser einzigartiges angelsächsisches Erbe“ sprachen.

Cecil Rhodes hatte 1891 seine eigene, angeblich durch die Jesuiten inspirierte, Geheimgesellschaft gegründet, mit dem Ziel, die anglo-amerikanische Weltherrschaft nicht nur durch gemeinsamen Flotteneinsatz  –  was man heute „harte Macht“ nennen würde – zu sichern, sondern auch durch „sanfte Macht“ – Finanz und Kultur – daher die berühmten Rhodes Scholarships (Stipendien), wodurch vielversprechende junge Amerikaner (8) nach Oxford geschickt wurden, einer Stadt, die schon immer im Zentrum der englischen konservativen Kultur stand, um dort an der Universität den Weltherrschaftsethos aufzusaugen.

Erlauben Sie mir, Ihnen einige Auszüge aus Excerpts from American Rhodes Scholarships, A Review of the first 40 years (1946) von Frank Aydelotte vorzulesen, der selber einer der elitistischen Rhodes Scholars (Stipendianten) war, sein ganzes Leben lang treues Mitglied der Gruppe, die sich den Zielen Rhodes geweiht hatte und auch Treuhänder der Carnegie Foundation und Mitglied des Council on Foreign Relations war. (48)

    Seite 7:  Ziel des Stipendienfonds.  1. Einrichtung einer Geheimgesellschaft mit dem Ziel, die britische Herrschaft in der Welt zu erweitern. Ein wichtiges Ziel ist die Zurückgewinnung der VS.

    Seite 15:  Er (Rhodes) war der Überzeugung, daß eine Ausbildung in Oxford jungen Kolonisten die Wichtigkeit der Erhaltung der Einheit des Weltreiches deutlich machen würde.

    (49) Seite 79: Durch sein Oxford-Erlebnis bekommt der Rhodes Scholar einen internationalen Blick-winkel.

    Seite 87:  [Die] Harvard [Universität] führt mit 19 Rhodes-Stipendianten in seiner Fakultät. Californien hat 9, Chicago 8, Yale und Iowa je 7, Princeton 6 und Duke und Northwestern je 5. Insgesamt sind auf 120 unserer Universitäten und bedeutenderen Akademien Rhodes-Stipendianten in fachlichen oder administrativen Posten.

    (50) Seite 89, und dies ist besonders zu beachten: Sie (die Studenten) erleben in Oxford, daß so viele Dinge, an die sie immer kritiklos geglaubt hatten, überhaupt nicht akzeptiert werden, und daß so vieles, was sie immer als unklug oder gefährlich erachtet hatten, wie selbstverständlich getan wird.

    (51) Seite 93:  Rhodes Ziel wird erreicht . . . werden können, wenn man als Stipendianten aus den VS Männer gewinnen könnte, die hohe akademische Positionen anstreben. Diese Männer würden die Lehre an den Universitäten beeinflussen und das kreative Zentrum für eine aufgeklärtere öffentliche Meinung werden.

(52) Das bemerkenswerte Buch The Anglo-American Establishment (1949) von Carroll Quigley, einem akademischen Sympathisanten der Ziele der Rhodes-Gruppe, die später als die Milner-Gruppe bekannt geworden ist, (nach Alfred Lord Milner, den Rhodes zu seinem Nachfolger ernannt hatte), ist unerlässlich zum Verständnis des Netzwerks, durch welches die Gruppe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewirkt hat. Die anglo-amerikanische Elite (die die Rhodes-Milner-Gruppe, die Pilgrims, Skull and Bones und ande-re umfasst), war sehr erfolgreich in der Mobilisierung amerikanischer Unterstützung für England im 1. Weltkrieg und der Veranlassung der USA, in den Krieg einzutreten, erlitt aber einen ernsten Rückschlag, als der amerikanische Kongress Präsident Wilsons League of Nations (Völkerbund) ablehnte, und einen weiteren mit dem anglo-amerikanischen Streit um Erdölvorkommen nach dem Versailler Friedensvertrag. Dieser Streit, der hauptsächlich zwischen Royal Dutch Shell und der Anglo-Persian Oil Company, die beide unter der Hand der britischen Regierung gehörten, einerseits, und Rockefeller Standard Oil Companies andererseits, um die Kontrolle des Öls im Nahen Osten, in Russland und Mexico, erreichte 1927 seinen Höhepunkt und wurde schliesslich im selben Jahr durch das Achnacarry-Abkommen zwischen drei Männern, den Leitern von Shell, BP und Standard Oil of New Jersey (Exxon), beigelegt, welche zur Vorherrschaft der sogenanten „Seven Sister“ führte. Innerhalb der spätern Roten Linien, die in dem Ab-kommen zwischen den Regierungen festgelegt worden sind, haben die „Ölinteressen der 3 Länder eiserne Trennungslinien zwischen den Gebieten festgelegt, die zum großen Teil bis heute gehalten haben.“

Das alles beschreibt F. William Engdahl (53) in seinem Buch A Century of War – die anglo-amerikanische Ölpolitik und die Neue Weltordnung, in dem er zeigt, wie zwischen 1910 und 1922 britische Ölgesellschaften, unter der Hand durch die britische Regierung und den Geheimdienst unterstützt, in einem harten Konkurrenzkampf mit den privaten amerikanischen Gesellschaften standen. (54)Danach aber veranlasste der Rapallo-Vertrag zwischen Deutschland und Russland die britischen und amerikanischen Ölgesellschaften, einen Waffenstillstand zu erklären. Engdahl zufolge führte danach der Dawes-Plan vom April 1924 für die deutsche Wirtschaft und das spätere Achnacarry (Rote Linien) Abkommen (55) zu einer Übereinkunft, der-zufolge „das Erdöl bis auf den heutigen Tage den strategischen Kern der [anglo-amerikanischen globalen] Macht bildete. Diese Übereinkünfte zeigten die zunehmende Zusammenarbeit zwischen den angloameri-kanischen Institutionen an. Ich werde hier nicht die Frage der anglo-amerikanischen Unterstützung der Nazis noch die Rolle der britischen und amerikanischen Finanz und Diplomatie in der Auslösung des Zweiten Weltkrieges behandeln, da ich annehme, daß Sie mit diesen Dingen durch die Arbeiten von Prof. Anthony Sutton und anderen hinlänglich vertraut sind.

Ebensowenig werde ich heute die Bilderberg-Gruppe besprechen, (56) jene internationalistische elitäre Gesprächsgruppe, die 1954 von den Briten, Amerikanern und Holländern eingerichtet worden ist, die Personen aus dem ganzen Spektrum der Elite zusammenführt. Im Internet kann man eine ganze Menge über diese schattenhafte Organisation lesen, über deren heimliche Treffen in den etablierten Medien nie berichtet wird. Die einzige Medienorganisation, die zu ihren Trefffen eingeladen wird, The Economist, berichtet aber nie seinen Lesern darüber. Bei ihrer Gründung in den 1950ern war es eines der Hauptziele dieser Gruppe, sicherzustellen, daß die transatlantischen kapitalistischen Länder angesichts der sogenannten ‚kommunistischen Gefahr’, (tatsächlich größtenteils durch die westliche kapitalistische Elite selbst ins Leben gerufen!), untereinander einig blieben. Die Bilderberger sind wahrscheinlich die einflussreichste unter einer ganzen Anzahl in den 50er Jahren entstandenen ähnlicher Gruppen, alle dem Zweck dienend, durch persönliche Beziehungen dafür zu sorgen, daß sich die Räder transatlanticher Kontrolle reibungslos drehen.

Die Suez-Krise 1956 war natürlich ein entscheidender Moment für die britische Elite, als sie erkennen musste, daß sie nicht mehr vorgeben konnte, eine unabhängige Außenpolitik zu treiben; das Spiel war aus. Über die Art und Weise, wie die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg das britische Weltreich gezwungen hatten, in Konkurs zu gehen, waren nachhaltige Ressentiments verblieben. Aber britische Globalisten, wie Premierminister Harold Macmillan (57) aus der transatlantischen Verlegerfamilie, hatten (wie er einem Kollegen während des Zweiten Weltkriegs mitteilte) schon längst erkannt, daß das höchste, was die Briten sich jetzt erhoffen konnten, war, die Rolle des griechischen Sklaven zu spielen, der seinem römischen Dienstherrn weise Worte ins Ohr flüstert und hofft, daß dieser darauf hören wird: „Diese Amerikaner“, sagte er, „stellen das neue römische Reich dar, und wir Briten, wie vormals die Griechen, müssen sie lehren, wie es zu handhaben ist“.

Der amerikanische Management-Guru während der Kriegszeit, der unsentimentale James Burnham, selber von der Piratenfaktion, der den Begriff ‚imperial receivership’ (Konkursverwaltung) entwickelt hat, erlaubte sich ein klein wenig Mitgefühl, als er die veränderte Rolle der Briten mit der „Rolle eines Junggesellen“ verglich, „der sich auf die Einschränkungen der Ehe vorbereitet, indem er sich über die Vorzüge wahrer Liebe ergiesst“. Nach allen Massstäben der traditionellen Eigenständigkeit, militärisch wie finanziell, ist England heutzutage vollständig den VS verpflichtet. Es wäre vollkommen absurd, etwas anderes zu behaupten. 65 Jahre nachdem sie eingerichtet worden sind, gibt es in England immer noch amerikanische Militärstützpunkte, selbst wenn sie als britische getarnt sind, um diese Tatsache vor dem britischen Publikum zu verbergen. Ohne amerikanische Mitwirkung kann das britische Militär kaum einen größeren Militaereinsatz durchführen und können seine Atom-U-Boote nicht fahren. Die britische Wirtschaft, wie alle anderen, sind vollkommen von Wall Street abhängig. Die Briten scheinen der amerikanischen  sanften Macht vollkommen verknechtet, (58) vom Popkorn bis zur Popmusik, von Ipods bis zum Internet Porn. Nachdem ich diese Worte geschrieben hatte, besuchte ich die Website der BBC. Die wichtigste Nachricht war der Tod von Paul Newman. Für die BBC war dies, an diesem Abend und inmitten einer möglicherweise katastrophalen Wirtschaftskriese, das wichtigste Ereignis.

Es scheint wahrhaftig, als ob das ehemalige Weltreich von seiner ehemaligen Kolonie übernommen worden ist. Und dennoch . . . und dennoch schreibt der moderne Medienkritiker Christopher Hitchens, der wie der Historiker Niall Ferguson, zu einem britischen intellektuellen Söldner für die USA geworden ist,: (59)

    „Jedesmal wenn die USA vor einer Entscheidung standen: das britische Weltreich zu annektieren, in den europäichen Krieg einzutreten, die Sovietunion als offiziellen Feind zu erklären, neue und schwere Belastungen im nahen Osten, in Afrika und Asien auf sich zu nehmen, in die Atomwaffenforschung einzu-steigen, ein Netzwerk zur Erfassung geheimer Information einzurichten, stand ihr immer ein täuschend lässiger englischer Berater zur Seite, ‚ja’ flüsternd, in einem Ton, der weder kommandierend noch flehend, aber immer irgendwie betörend war“.

(60) Ein paar Jahre nachdem er dies geschrieben hatte, tat Margaret Thatcher es wieder, obwohl diesmal in einem mehr herrischen Ton, George Bush Snr überredend, gegen Saddam Hussein militärisch vorzugehen. Britische Berater taten dasselbe für Clinton mit Bezug auf den Balkan in den 1990ern und nach den Terrotanschlägen am 11. September 2001.

Christopher Hitchens schreibt (61), daß

    Harold Macmillan, indem er die Rolle des griechischen Sklaven gegenüber dem Kaiser Tiberius spielte, beabsichtigte, daß die Amerikaner das Kapital und die Briten die Klasse liefern sollten, wodurch die britische imperialistische Haltung aufgefrischt und die Großartigkeit des amerikanischen Jahrhunderts etwas mehr guten Ton erhalten könnte. Dies sind die unausgesprochenen Konventionen“, sagt Hitchens, „die in verschiedenen Varianten die Beziehung von Anfang an bestimmt haben“.

Seit den 1950ern haben die Briten etwas von ihrer Klasse verloren – aber liefern sie in Gestalt eines Niall Ferguson, Hitchens selber und Tony Blairs ehemaligem Berater, Robert Cooper, den Amerikanern noch immer den imperialistischen Instinkt?

(62)+++++++(63)

 2. TEIL

Können wir Gründe aufzeigen für die Behauptung, daß die griechischen Sklaven irgendwie immer noch den imperialistischen Laden schmeissen? Nur wenige Engländer, aber viele Amerikaner, glauben das heutzutage, Amerikaner, die den trügerischen, hinterlistigen Briten mit ihren kristallinen Akzenten nie getraut haben. Viele vom radikalen konservativen Flügel, die sich Patrioten nennen, sehen die USA mindestens seit dem spanisch-amerikanischen Krieg 1898 als von den Britain manipuliert, ihren Willen zu erfüllen, und manche behaupten sogar, daß die USA den Unabhängigkeitskrieg nie wirklich gewonnen haben, sondern in geheimer Abhängigkeit von britischen Finanzkreisen geblieben sind, denen es endlich nach hundertjährigem Bemühen gelungen ist, in den USA 1913 eine Zentralbank, die Federal Reserve,  einzurichten, durch welche sie seither das Geschick der USA beherrschen. Tatsächlich gibt es eine Menge Beweismaterial wenigstens für einen Teil dieser Hypothese. Man braucht z.B. nur die Geschichte des J P Morgan-Bankkonzerns zu studieren.

Vielleicht wissen Sie auch von der Tätigkeit des Executive Intelligence Review (EIR) Netzwerks des unkonventionellen Ökonomen Lyndon Larouche. (64) Ich habe das Gefühl, daß wenn Rudolf Steiner heute leben würde, er unsere Aufmerksamkeit auf  Larouche lenken würde, nicht so sehr um ihn zu emfehlen, sondern als Beispiel eines originellen Denkers, der tiefer und umfassender als die meisten anderen den Dinge auf den Grund geht. Larouche, der ursprünglich mehr oder weniger ein Marxist war, der sich aber jetzt als ein unabhängiger Verfechter des von ihm so genannten wahren‚ amerikanischen Wirtschaftssystems’ bezeichnet, glaubt, einen Geist oligarchischer und aristokratischer Macht wahrzunehmen, der der Entwicklung des einfachen Mannes feindlich gegenübersteht, der sich in die geschichtliche Entwicklung einschleicht und sich in ihr fortpflanzt, einen materialistischen Geist, der in Venedig urständet und über Holland nach England gelangt ist. Von England aus hat dieser Geist, den Larouche als vollkommen abstrakt ansieht, die jungen VS infiziert, und verdirbt sie weiterhin. Was er den anglo-holländisch-venezianischen Imperialismus nennt – globale Macht, ausgeübt mittels Handel, Finanz und einer materialistischen Philosophie, ist seiner Ansicht nach die Wurzel allen Übels in der Welt. Seit dem Tod von Lincoln, der Larouche zufolge durch ein britisches Komplott ermordet worden ist, und abgesehen von ein paar Jahren während der Präsidentschaft Roosevelts, hat die echte amerikanische Art niemals viel Gelegenheit gehabt, sich zu erweisen, weil es dem lässigen, hinterlistigen Engländer immer gelungen ist, die Amerikaner durch seine verschiedenen Instrumente und Marionetten zu verführen. Larouches These ist gewiss übertrieben, aber dennoch ist etwas daran, wie man nur allzu deutlich durch Carroll Quigleys Studien der Rhodes-Milner-Gruppe sehen kann. Obwohl er kein Verbündeter von Larouche ist, untermauert Quigley doch gewisse Schlüsselelemente von Larouches These. Für Anthroposophen kann es von Interesse sein, daß er die ursprünglichen philosophischen Wurzeln der ‚anglo-holländisch-venezianischen imperialistischen Krankheit’ auf Aristoteles zurückführt, da Larouche ein großer Bewunderer Platons ist. Er ist einer der wenigen modernen Denker die, wie Steiner, wenn sie ein Problem der Gegenwart verstehen wollen, seine Wurzeln bis in die Zeit der Griechen zurückverfolgt, und der die Fähigkeit besitzt, es mit allen seitherigen Ereignissen auf verschiedenen Gebieten in Bezug zu bringen, von der Philosophie bis zur Ökonomie, der Politik und der Kunst. Anders als Steiners ist sein übergreifendes Denkmuster, obwohl in mancher Beziehung genial und auch oft humorvoll und exzentrisch, extrem starr und repetitiv.

Bevor ich zum Schlussteil meines Vortrags komme, möchte ich noch zwei weitere Stimmen erwähnen, die für eine britische Hand am amerikanischen Steuer sprechen. 1963 veröffentlichte die Amerikanerin Helen P. Lassell ein Buch Power Behind the Government Today [Macht hinter der gegen-wärtigen Regierung]. Darin erwähnt sie, daß 1949 Senator Kefauver im Namen des ATLANTIC UNION COMMITTEE, eine Resolution im Senat einbrachte, in der er eine „explanatory convention“ (aufklärende Konvention) forderte, um dessen Plan für eine Weltregierung zu besprechen, angefangen mit den Nato-Ländern. Solche Ideen für eine Weltregierung waren seit Ende des ersten Weltkrieges und der Einrichtung des Völkerbundes ständig aus der anglo-amerikanischen Elite hervorgegangen. (65) GOV. NELSON ROCKEFELLER hatte 1962 in seinem Buch The Future of Federalism geschrieben: (66)

     „Ich glaube, daß die Lösung der historischen Probleme, mit denen sich die freie Welt konfrontiert sieht, in der FÖDERALISTISCHEN IDEE zu suchen ist. Die ganze Judeo-Christliche Tradition steht in unserer Welt auf dem Spiel . . . Wir müssen einen Rahmen für die Freiheit schaffen, nicht nur für eine Nation, sondern für die freie Welt, von der wir einen wesentlichen Teil ausmachen . . . Die föderalistische Idee kann erweitert und dazu verwendet werden, Ordnung in die Welt freier Völker zu bringen“.

 NELSON ROCKEFELLER bezeichnet diese als die NEW WORLD ORDER/ DIE NEUE WELTORDNUNG. Lassell beschreibt danach folgende Begebenheit im Jahre 1963 ((116f):

    Am Mittwochabend, den 22. Mai 1963 wurde im Waldorf Astoria-Hotel in New York ein Diner zu Ehren des Ehrenwerten Dwight D. Eisenhower gegeben, bei dem ihm der Pilgrims-Award verliehen wurde. Seine Excellenz, Sir David Ormsby Gore (der britische Botschafter) sagte bei dem Festessen folgendes: (67) „Es sind mir keine Unterschiede zwischen den grundlegenden Zielen Englands und Amerikas bekannt. In einer Welt, die sich  sowohl industriell als auch politisch verändert, müssen realistische Strategien zur Erreichung dieser beiden Ziele auf der Akzeptanz wechselseitiger Abhängigkeit auf  politischem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet begründet werden. Wechselsitige Abhängigkeit ist keine Strategie, die wir wählen, ablehnen oder akzeptieren können, sondern eine Tatsache, auf die wir uns einzustellen haben.“

Nachdem der Bischof von New York das Tischgebet gesprochen hatte, wurde vom Präsidenten der Pilgrims, BULLOCK, einem Amerikaner, ein formeller Toast ausgebracht: „Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich und trinken Sie mit mir einen  Pilgrim-Toast auf die Königin: THE QUEEN!“ (Die Zuhörer erhoben sich und tranken auf die Gesundheit Ihrer Majestät, der Königin, während das Orchester God Save the Queen spielte). [Ebenfalls anwesend war MAJOR GENERAL WILLIAM C. WESTMORLAND,(68) Superintendent der USA, United States Military Academy und späterer Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Vietnam]. Am 4. Juli 1962, dem Tag der amerikanischen Unabhängigkeit, hatte Präsident Kennedy zu einer „Erklärung wechselseitiger Abhängigkeit“ aufgerufen, als er sagte, daß die VS bereit seien, eine „gegenseitig vorteilhafte Partnerschaft zwischen der neuen Union, die in Europa am Entstehen war, und der alten amerikanischen Union“ zu besprechen. Das bedeutete den Anfang vom Ende der nationalen Unabhängigkeit und [den Anfang] des Planes der globalen Elite, die USA mit der aufkommenden EU zu vereinen. Am 30. September 1963 hielt Senator FULBRIGHT [ein Rhodes-Stipendiant] auf der Schlußsitzung der parlamentarischen Konferenz des britischen Commonwealth eine Rede:

    (69) Sie als Mitglieder von Commonwealth-Ländern und wir aus den VS sind, wie der Lord Mayor auf so bewundernswerte Weise am letzten Montagabend ausgesprochen hat, durch eine gemeinsame Entschlossenheit verbunden, Gesellschaften aufrecht zu erhalten, in welchen „die Mehrheit erhält was sie will, aber die Minderheit das Sagen hat“. Das Commonwealth ist das Resultat und der Ausdruck dieses Erbes.

    (70) Es ist Zeugnis nicht so sehr des ‚Niedergangs’ des britischen Weltreichs als des ständigen ‚Aufstiegs’ einer weltweiten Gesellschaft freier Völker, die die Bande imperialistischer Regierung gelöst und sie ersetzt haben durch die noch stärkeren Bande auf gegenseitigem Respekt beruhender freier Assoziation. Die Stärke, die notwendig ist, wie ich wiederholen möchte, ist eine politische, moralische und wirtschaftliche und nicht nur eine militärische.

    (71) Wir müssen auf das Einvernehmen zwischen freien Nationen hinarbeiten, eine Gemeinschaft, die nicht nur auf einer gemeinsamen Bedrohung sondern auch auf gemeinsamen Werten und Zielen beruht. Solch eine Gemeinschaft stellt noch längst nicht die stabile Weltordnung dar, die wir uns wünschen.

    (72) Ihr Vorzug ist es, daß sie einen realistischen Ausgleich zwischen unseren Bedürfnissen und unseren Möglichkeiten darstellt. Englands Eintritt in die EWG wird nicht nur zum Wirtschaftswachstum und Wohlstand Englands und einer echten nordatlantischen Gemeinschaft beitragen – einer Gemeinschaft wie der europäischen;  sie stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer Entwicklung dar, die notwendigerweise die USA einschliessen muss.

In seinem Buch America’s Secret Establishment – An Introduction to the Order of Skull and Bones [Amerikas geheimes Establishment – eine Einführung in den Skull and Bones-Orden] (1986) (73) beschreibt Professor Anthony C. Sutton von der Stanford Universität, wie der Skull and Bones-Orden die Einrichtung einer Anzahl mächtiger akademischer Organe in den USA (wie die American Historical Association, die American Economics Association, the American Psychology Association, usw.), in die Wege geleitet und seine eigenen Mitglieder als Leiter dieser Körperschaften eingesetzt hat. Der Bericht des Reece Committee Hearings des Senats besagt (S.46), daß ein unter der Schirmherrschaft der American Historical Association veröffentlichter Bericht zu dem Schluss gekommen sei, daß die Zeit des Individuums in den VS zu Ende sei und daß die Zukunft durch einen gewissen Kollektivismus charakterisiert sein werde. Der Reece Committee-Bericht (S.285-87) fährt fort: (74)

     „Von 1926 an bildete sich eine Bewegung, welche zu einem Bericht führte, der empfahl, die Geschichtsbücher in Richtung eines Propagandamusters zu verändern, das einem Kollektivstaat Vorschub leistet. Es begann als das Projekt eines Neunerkommittees, das von der AMERICAN HISTOR-ICAL SOCIETY eingesetzt worden war. Für diese Arbeit stand eine Subvention von $300,00 von der Carnegie Corp. zur Verfügung. In einem 16-bändigen Bericht der Commission on Social Studies von der American Historical Society aus dem Jahre 1934 ist zu lesen: „Das Zeitalter des Individualismus und des laissez faire in Wirtschaft und Regierung geht zu Ende, und ein neues Zeitalter des Kollektivismus bricht an“.

In der Atlantic Union News vom September 1960 befindet sich ein Artikel von Elmo Roper, einem Pionier von Meinungsumfragen in den 1930ern und Vertreter des Direktors der OSS, Vorläufer der CIA in den 1940ern, mit dem Titel: „Das Ziel ist Regierung der ganzen Welt“:

     INDEM wir die neue Union schaffen, würden wir Bürger lediglich die Vollmachten, die wir jetzt unseren Vertretern in Washington übertragen, unseren Delegierten in der Union geben. Unsere US-Regierung würde weiterhin die internen Angelegenheiten der VS behandeln, während unsere Vertreter in der Unionsregierung die Fragen behandeln würden, die zu ihrem Metier gehören. Natürlich würde unsere Nationalregierung etwas von ihrer Autorität abtreten, genauso wie es die 13 Staatsregierungen getan haben, als die VS gebildet wurden. Aber die Souveränität der Staatsbürger würden dadurch eher erweitert als vermindert werden. Jeder von uns würde seine US-Staatsbürgerschaft behalten, und zusätzlich würden wir einen mächtigeren und freieren Status dazugewinnen – indem wir gleichzeitig Bürger der Union der Freien werden. Tatsächlich sind wir uns heute, in genau diesem Augenblick, einer solchen Union ganz nahe. Wir stehen an der Schwelle solch eines Abkommens mit unseren Partnern in Westeuropa.

    (75) Um zu wiederholen: durch den Marshallplan schaffen wir eine grundlegende wirtschaftliche Einheit. Durch den Atlantischen Pakt haben wir eine gemeinsame Militärstrategie. Diese beiden sind jedoch nur ein Teil der Schritte, die notwendig sind, um den Frieden zu gewährleisten. Wir müssen über den Zeitpunkt hinausschauen, an dem der Senat den Atlantischen Pakt ratifiziert, und müssen unseren nächsten und vielleicht ausschlaggebendsten Schritt planen. Bitte beachten Sie, daß ich nicht ‚den letzten Schritt’ sage.

    (76) Meiner Ansicht nach ist dieser nächste praktische Schritt die Bildung einer Atlantischen Union der Freien, die die bestehende Zusammenarbeit unter dem Europäischen Wiederaufbauprogramm und dem Atlantischen Pakt zu einer Basis zum Aufbau einer gemeinsamen politischen Struktur erweitern wird. Denn es ist deutlich, daß der erste Schritt in Richtung einer Weltregierung nicht abgeschlossen werden kann, bevor wir auf vier Fronten vorgerückt sind: der wirtschaftlichen, militärischen, politischen und sozialen.

    (77) Zufälligerweise kam die wirtschaftliche zuerst, das war ein sehr positiver Schritt. Nun ist der militärische als nächstes gekommen, und das ist ein notwendiger defensiver Schritt. Die politische Organisation muss als nächstes folgen, und die soziale wird dann auf die politische folgen.

(S.217) NELSON ROCKEFELLER sollte besonders erwähnt werden. Er vertritt die Meinung, daß der Beitritt zum Gemeinsamen Markt nur eine Stufe zur NATO- ALLIANZ sei. Er weist dann darauf hin, daß diese Regionalregierung dann in den Rahmen der Vereinten Nationen zu stellen sei. Er war ausschlaggebend bei der Aufnahme von Artikel 52, der dies gestattete, in die Charter der VN. 1960 erliessen NELSON ROCKEFELLER und VIZEPRÄSIDENT RICHARD M. NIXON (78) folgende Verlautbarung (S 202):

    „Die große Notwendigkeit unserer Aussenpolitik ist eine neue politische Kreativität, die in allen Teilen der freien Welt die Bildung von Conföderationen anführen und anregen soll, die groß und stark genug sind, den modernen Problemen und Herausforderungen zu begegnen. Wir sollten eiligst die Bildung solcher Conföderationen in der Nordatlantischen Gemeinschaft und auf der westlichen Halbkugel herbeiführen.“

Der wichtigste anglo-amerikanische Mitarbeiter auf dem europäischen Kontinent, JEAN MONNET, erklärte, daß:

   ” …die europäische Einheit seit dem Krieg das wichtigste Ereignis im Westen ist, nicht so sehr weil es eine neue Großmacht ist, sondern weil die neue institutionelle Methode, die durch sie eingeführt wird, die Beziehungen zwischen Nationen und unter den Menschen dauerhaft verändert. Die menschliche Natur verändert sich nicht, aber wenn Nationen und Menschen die selben Regeln und dieselben Institutionen akzeptieren, die dafür sorgen, daß sie eingehalten werden, dann verändert sich ihr Verhalten zueinander. Dies ist der Zivilisationsprozess selber!”

Monnet glaubte nicht an Individuen – er meinte, sie würden gar nichts erreichen – sonders an Institutionen, die das Verhalten der Menschen formen. Das war eine andere Vorgehensweise als die englische, und dennoch wirkte Monnet, der viele Jahre in England und in Amerika verbracht hatte, wie Col. House hinter den Kulissen, und versuchte immer, die geeigneten Personen im richtigen Augenblick zusammenzuführen, um günstige Gelegenheiten auszunutzen.

(S.210) Die US-Regierung begrüsste diese neue europäische Konföderation und erklärte, daß

    „Atlantische Partnerschaft eine passende Bezeichnung für eine fruchtbarere Beziehung zwischen den VS und Westeuropa sei, die jetzt in Reichweite zu sein schien. Die Schaffung einer solchen Partnerschaft ist das höchste Ziel der amerikanischen Außenpolitik gewesen.“

Dann folgte 1962 die DECLARATION OF PARIS und die ATLANTIC CONVENTION OF NATO NATIONS. Die Einführung erklärt:

    Wir, die Bürger-Delegierten der Atlantic Convention of Nato, versammelt in Paris vom 8.-20. Januar 1962, sind der Überzeugung, daß unser Überleben als freie Menschen, und die Möglichkeit des Fortschritts für alle Menschen, die Schaffung einer echten Atlantischen Gemeinschaft innerhalb des nächsten Jahrzehnts fordert, und daher bieten wir folgende Erkärung unserer Überzeugung:

    (79) Die atlantischen Völker sind die Erben einer glänzenden Zivilisation, deren Ursprünge die Errungenschaften des Nahen Ostens, die klassische Schönheit Griechenlands, den juristischen Scharfsinn Roms, die geistige Macht der religiösen Traditionen und den Humanismus der Renaissance einschliesst. [Zu beachten ist, daß hier kein germanisches oder keltisches Erbe erwähnt wird.] Seine neueste Blüte, die Entdeckungen der modernen Wissenschaft, ermöglichen eine außerordentliche Beherrschung der Naturkräfte. [N.B., die Beiträge nichtwestlicher Völker zur Entwicklung westlicher Wissenschaft werden nicht genannt.] . . .

    (80) Dank dieser Zivilisation und der gemeinsamen Eigenschaften, mit denen es die Entwicklung der beteiligten Völker prägt, bilden die Nationen des Westens in der Tat eine starke kulturelle und moralische Gemeinschaft. Aber nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die atlantischen Länder ihre Reihen schliessen müssen, wenn sie ihre Sicherheit gegenüber der kommunistischen Bedrohung sicherstellen und gewährleisten wollen, daß ihre unbegrenzten Möglichkeiten sich zum Vorteil aller Menschen guten Willens entwickeln.

    (81) Eine wahre atlantische Gemeinschaft muss sich auf das politische, militärische, wirtschaftliche, moralische und kulturelle Gebiet erstrecken. Die Entwicklung, die wir im Auge haben, wird zur Vielfalt der Leistungen und Bestrebungen, die den kulturellen Glanz und intellektuellen Reichtum unserer Völker ausmacht, beitragen. In ständiger Anbetracht dieses Ideals empfiehlt die Atlantic Convention folgende Massnahmen…

    (82) die ihres Erachtens den notwendigen Zusammenhalt des Westens fördern und das eigentliche Ziel näherbringen würden und umgehend von allen Regierungen angenommen werden sollten . . . eine atlantische Partnerschaft auf dieser Grundlage könnte es den beiden Gemeinschaften ermöglichen, das glänzende Potenzial ihrer gemeinsamen Zivilisation zu erfüllen. Alles weniger als eine Partnerschaft könnte sie daran hindern, den harten Anforderungen der Zeit gerecht zu werden.

Die Liste der amerikanischen Unterzeichner der zweiten DECLARATION OF ATLANTIC UNITY der sogenannten ‚NATO-Parlamentarier’ im November 1962 waren fast ausschliesslich Mitglieder des Council on Foreign Relations (CFR). Der Vorstand des U. S. Committee for the Atlantic Congress bestand hauptsächlich aus CFR-Mitgliedern. Dasselbe galt für die verschiedenen Parlamentsversammlungen und ähnliche Angelegenheiten. Das Atlantic Union Committee bestand zu über 50% aus CFR-Mitgliedern . . . Das neue Atlantic Council, das [später] an seine Stelle trat, hatte denselben Anteil an CFR-Mitgliedern. Während der letzten 50 Jahre hat es unzählige solcher Gruppen gegeben.

Alle diese großartigen Pläne für eine transatlantische Partnerschaft und euro-amerikanische Konföreration, Weltunion, usw. mag uns heutzutage kurios vorkommen, da wir heute rückblickend wissen, daß der kalte Krieg noch fast 30 Jahre weitergehen sollte, aber der springende Punkt ist, daß dies die Pläne der anglo-amerikanischen Elite waren, der Globalisten, und tatsächlich sind sie seither kaum davon abgewichen. Im Gegenteil: heute sind sie ihrer Verwirklichung näher denn je. Nur die taktischen Gründe, mit denen sie ihre Ziele begründen, haben sich geändert: anstelle von ‚internationalem Kommunismus’ wird uns jetzt erzählt, daß wir von ‚globalem Terrorismus’ bedroht sind. Wenn sie diese offizielle Bekanntmachung über die GRUNDZIELE DER AMERIKANISCHEN AUSSENPOLITIK von 1963 hören, bedenken Sie bitte, was seither zwischen Amerika und China stattgefunden hat:

    (83)„Wir wissen jedoch nicht, wie die sowjetischen und chinesischen Gesellschaften sich in Zukunft entwickeln werden . . . aber es ist jedenfalls denkbar, daß mit der Zeit neue Elemente hervortreten werden, die weniger auf Ausdehnung bedacht und eher gewillt sind, noch offenstehende Angelegenheiten mit dem Westen zu bereinigen; der andauernde Verhandlungsprozess mag sogar solchen Entwicklungen Vorschub leisten. So sollte uns z.B. Chinas Rolle in einer neuen Generation heute beschäftigen.I

    (84) . . Solche Faktoren deuten auf die Notwendigkeit, stereotype Bilder von der sowjetischen Gefahr und der Moskau-Bejing-Achse zu vermeiden, und auf veränderte Umstände und neue Gelegenheiten aufmerksam zu sein. Daher sind Kommunikationslinien mit den kommunistischen Regimen aufrecht zu erhalten . . . Die USA müssen Kommunikationslinien mit der Regierung des kommunistischen China offenhalten, weile sie Macht ausübt und Gebiete beherrscht, die nicht aus den Augen zu verlieren sind

    (85). . . Im allgemeinen sind die vielversprechendsten Kommunikationslinien mit der Sowjetunion und dem kommunistischen China regelmässige oder gelegentliche Kontakte, durch die die notwendigen Beziehungen für echte Verhandlungen aufrechterhalten werden, die gelegentlich auf höchster Ebene stattfinden können, aber nicht als offizielle Funktionen von Ministern oder Regierungschefs.

    (86) Die Stärke der VS und anderer Nationen der freien Welt – ihre militärische, politische und wirtschaftliche Stärke – sollten zu erfolgreichen Verhandlungen beitragen, wie es auch notwendig ist für die Aufrechterhaltung wichtiger Positionen im Wettbewerb der ‚Koexistenz’. Die VS sollte die Kooperation der kommunistischen Mächte zu diesem Zweck begrüßen.

Man kann hier sehen, wie die Westmächte die Veränderungen, die im kommunistischen Block stattfinden würden, voraussahen, während sie mit den Kommunisten ihr tödliches Spiel trieben, das so viele Leben gekostet hat. (87)1972 besuchten Nixon und Kissinger, und 1973 ihr Kontrolleur David Rockefeller, Peking (88) und öffneten die Türen für eine Zusammenarbeit mit China, die schliesslich zu Chinas sogenanntem Eintritt in die McWorld, das globalistische Regime des oligarchisch regulierten Weltkapitalismus, führte. Rockefeller hatte 1945-49 sichergestellt, daß China den Kommunisten verlorengehen würde, und hatte China eine Generation lang isoliert. 33 Jahre nach Kriegsende kam Deng Xaioping an die Macht und leitete den Prozess ein, der zum Ende des Maoismus in China führen sollte. Nach solch einer erzwungenen Gefangenhaltung ist es verständlich, daß die Chinesen, wie Gefangene, die endlich aus einer spartanischen Gefangenenexistenz entlassen worden sind, nach den Gütern griffen, die die kapitalistische Welt ihnen bot. Während der letzten 15 Jahre haben wir die Folgen ihres Zugreifens hier im Westen erlebt – einen enormen Boom, von einer ebenso großen Pleite gefolgt, welche die Globalisten nun zu einem enormen Schub in Richtung ihrer Ziele verwenden können. (89)

(S.230) 1963 schloss Helen Lassell ihr Buch: WHAT TO DO? mit folgenden Worten:

    All die Dinge, die in diesem Buch besprochen worden sind, sind stark verankert. Die Allgemeinheit wird immer noch einer ständigen Gehirnwäsche unterzogen und indoktriniert. Die wahren Tatsachen werden ihr nicht mitgeteilt, sondern sie ist jahrelang mit schlauer Propaganda gefüttert worden, so daß sie glaubt, daß [gerade]die Dinge, die sie ruiniren, . . . sie retten werden. Sie ist jetzt verwirrt und verunsichert und ahnt, daß die Zustände sehr im Argen liegen, ohne zu begreifen, warum.

Wie sehr das auch für die heutige Zeit gilt! Sie fährt fort:

    Heute sind mehr Menschen denn je aufmerksam, und Tatsachen, die von der ‚gegängelten Presse’ verschwiegen werden, kommen ihnen auf privatem Wege zu Ohren . . . Es scheint, als erlebten wir die letzten verzweifelten Versuche, EINE WELT zu schaffen. Die oberste Notwendigkeit ist daher, die Wahrheit über die ganze Situation zu kennen, die durch die PLANER geschaffen worden ist. – Ohne die Tatsachen zu kennen, kann niemand an irgendeiner Sache etwas machen.

(S.231) Sie endet mit einem Zitat eines anderen Autors:

    „Während ich dies schreibe, rutscht die Welt einer unvermeidlichen Krise entgegen. Die Krise wird unsere entscheidende Stunde sein. An diesem Punkt müssen wir die soziale Krankheit aufhalten, die uns alle zerstört. Wenn wir nicht aufstehen . . . In dieser Schicksalsstunde wird  die MÖGLICHKEIT,  unser großes FREIHEITSERBE zu retten, unseren Händen entgleiten, und wir werden den selben Weg hinabgleiten, den Europa unter dem selben Einfluss hinabgeglitten ist, der uns jetzt vernichtet.“

Aus dem Buch THE ROAD AHEAD von John T. Flynn, 1949 verfasst!

Der Weg, den die anglo-amerikanische globalistische Elite und ihre fremden Verbündeten beschreiten muss, um ihre Ziele zu verwirklichen, war offensichtlich länger und komplizierter als Helen Lassell geahnt hatte, weil es überall in der Welt, von den Reisfeldern Vietnams bis zum US-Kongress, wache Menschen gibt, die Widerstand leisten und sich nicht zahm in den Schafstall treiben lassen. Die Globalisten haben behutsam auftreten müssen, und seit dem Aufkommen des Internet noch geheimer als zur Zeit ihrer großartigen, aber wenig verbreiteten Erklärungen vom Anfang der 1960er Jahre. Trotzdem haben sie immer noch gute Aussichten, ihr Ziel zu erreichen, wie die Finanzkrise kurz vor Michaeli nur zu deutlich zeigte. (90) GORDON BROWN und TIMOTHY GEITHNER, Präsident der Federal Reserve Bank of N.Y., haben in den Wochen nach dem Bilderberg-Treffen Anfang Juni diesen Jahres in einem luxuriösen Marriott Hotel in Chantilly, Virginia, ihre Pläne für ein neues globales Regulationssystem enthüllt, und Hank Poulson, Schatzkanzler und ehemaliger Hauptgeschäftsführer bei Goldman Sachs, hatte versucht, den Kongress zu überreden, seinen Antrag auf absolute Vollmacht zur Verfügung über hunderte Millionen Dollar öffentlicher Gelder zu gewähren.

1999 forderte der ehemalige britische Premier Tony Blair die Schaffung einer „Liga der Demokratien’, ähnlich den früheren Manövern in den 1950ern und 1960ern. In seiner Rede am 26. März 2008 vor einem Los Angeles World Affairs Council forderte der US-Präsidentschaftskandidat John McCain genau dasselbe. Der außenpolitische Berater Barak Obamas, Anthony Lake, war Co-Vorsitzender des Princeton Project of National Security, dessen Finanzbericht die Liga in ‚the concert for democracies’ umbenannte und die Aufgabe amerikanischer nationaler Eigenstaatlichkeit forderte, die durch einen globalen Polizeiapparat zu ersetzen sei. Ein weiterer außenpolitischer Berater Barack Obamas ist der Holländer IVO DAALDER, (91) ein in Oxford ausgebildertes Mitglied des CFR, der das neokonservative Gründungsdokument des PNAC unterzeichnet hat. 1998-2001 war er für die Koordination von Päsident Clintons Bosnienpolitik verantwortlich. Am 6. August 2007 forderte er in seiner Spalte in der Washington Post, die er mit dem Neokonservativen ROBERT KAGAN, einem außenpolitischen Berater John McCains teilt, ein ‚Concert of democracies’. Sowohl Daalder als Lake sind standhaft in ihrer Unterstützung des britischen Plans.

Genau wie Anfang der 1960er Jahre die transatlantische Elite durch ANGST vor dem Osten, dem Kommunismus, in der ersten Phase ihres Dranges nach einer Weltregierung auf dem Umweg über regionale föderale Unionen Europa zu vereinigen suchte, versuchen sie jetzt etwas ähnliches zu tun. Wieder wird ANGST vor dem Osten, vor dem Terrorismus, benutzt, um die nächste Phase ihrer transatlantischen Gemeinschaft zu bilden, die George Orwell  in seinem Roman ‚1984’ Oceania nennt, das nun jedoch ganz Europa, mit Ausnahme Russlands, umfassen soll. Wir können jetzt schon beobachten, wie die nächste Phase der ANGSTkampagne vorbereitet wird – ANGST vor Russland, ANGST vor China, ANGST vor dem OSTEN! Die alte europäische Furcht vor den unafhaltsamen, massiven Horden, die uns überwältigen und unsere geliebte Kultur der schönen Selbstsucht vernichten wird.

(92) Die letzte Stimme, die ich erwähnen möchte, ist die des Schülers von Henry KISSINGER, der von sich gesagt hat, daß er sich den Interessen Großbritanniens mindestens so verpflichtet fühlt wie denen der USA. Dieser Schüler des deutsch-jüdischen Amerikaners Kissinger ist ein gewisser Charles A. KUPCHAN. 2002 veröffentlichte er das Buch The End of the American Era [Das Ende des amerikanischen Zeitalters], von dem CFR gutgeheißen und – auf der vorderen Umschlagseite – mit Kissingers persönlicher Empfehlung versehen. Kupchans Botschaft für seine amerikanischen Mitbürger: – daß ihr geliebtes Land dazu verurteilt sei, schon nach solch kurzer Zeit das Szepter der Weltherrschaft an das sogenannten neue Byzanz, die EU, abzutreten. Ausdrücklich vergleicht er die USA mit dem römischen und Europa mit dem byzantinischen Weltreich. Er beschreibt, wie Konstantin die Hauptstadt verlegt hatte. Das sieht er als eine rein pragmatische Sache an. Er erwähnt nicht die Träume und geistigen Vorahnungen, die Konstantin verfolgt hatten, noch das heilige PALLADION, (93) von dem gesagt wurde, daß es Rom – wie einst Troja – beschützt und das Konstantin inspiriert hatte, der entschlossen war, das Weltreich und den römischen Geist zu retten, selbst wenn die Stadt – den sibyllinischen Prophezeihungen zufolge – dem Untergang geweiht sein sollte. Daher brachte er das Palladion an seinen Ursprungsort, die Gegend um Troja, zurück, und vergrub es in seiner neuen Hauptstadt Konstantinopel unter einer riesigen Porphyrinsäule, (94) auf der eine Statue Apollos mit dem Kopf Konstantins stand, mit einem Nimbus aus Reliquien des Christuskreuzes versehen. Rudolf Steiner hat viele tiefgründige Dinge über das Palladion gesagt (GA 208), unter anderem, daß es ein Symbol der tiefsten westlichen Mysterien der dreifachen Sonne sei, die nun durch den Zug nach Konstantinopel begraben und verdunkelt worden war. Das war jedoch nicht die letzte Verdunkelung. R. Steiner erwähnt auch die Legende, der zufolge das Palladion dazu bestimmt war, nach Konstantinopel weiter nach Osten gebracht zu werden, was vielen anderen Berichten zufolge der Norden oder sogar Russland sein sollte. R. Steiner sagt, daß das dunkle Palladion im Osten vom Licht des Westens beleuchtet werden müsste, wodurch es dann von innen zu leuchten anfangen würde.

(95) Auf diesem Bild sehen wir die Unterzeichner der neuen europäischen Konstitution am 29. Oktober 2004 vor dem alten Kapitol in Rom, dem Herzen des ersten römischen Reiches. Sie haben sich tatsächlich vor dem zerbrochenen Haupt und dem zerbrochenen Arm Konstantins photographieren lassen, der . . . das alte Rom beendet und die Hauptstadt nach Byzanz verlegt hatte! Genau wie Konstantin versucht hatte, das römische Reich zu retten, indem er Rom opferte und nach Osten zog, deutet Kupchan an – obwohl er es natürlich nicht in dieser Form ausdrückt – daß die ahrimanischen Mächte, die hinter dem modernen römischen Reich, dem amerikanischen Imperium, stehen, bereit sind, die USA zu opfern und den zentralen Brennpunkt nach Europa zurückzuverlegen. Nächstes Jahr werden die USA 233 Jahre alt; seine kurze Geschichte als unabhängiges Land nähert sich seinem Ende, und es soll zusammen mit Kanada und Mexiko in eine nordamerikanische Union (96) aufgenommen werden, und danach wird eine transatlantische Union  – George Orwells Oceania aus seinem Buch “1984″ in ausgedehnter Form – geschaffen werden, zusammengesetzt aus der NAU und der EU, mit seiner Militärmacht in der NATO – all das in Übereinstimmung mit jenen verwegenen, aber verfrühten Plänen und Kundgebungen der 1950er und 1960er Jahre. (97)

Diese transatlantische Union soll gegen Russland und China gerichtet werden. Die ersten Bewegungen in dieser Richtung sind bereits zu sehen. Das finanzielle Mondgehirn dieser zusammengesetzten Einheit soll wiederum London, Nova Roma, Neu-Byzanz werden. (98)Als die drei Türme am 11.9. in New York zusammenbrachen, schossen drei Türme im neuen finanziellen Zentrum in Canary Wharf im Londoner East End in die Höhe. Genau sieben Jahre nach der Woche der Angriffe auf  NYC, haben wir im September diesen Jahres den Angriff auf das amerikanische Finanzsystem erlebt oder vielmehr die Folgen [eines solchen] Angriffs . . . London und Europa werden die Nutzniesser sein, indem die Zeit des Dollars abläuft. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.“ Dasselbe kann auch von Mammon gesagt werden. Der Kredit von New York ist zerstört worden. Der Kredit von Londons, der EU, wird jetzt ansteigen, indem die globale Finanz sich auf den Euro verschiebt. Kredit heisst Bestätigung, ‚ja’ zu jemand sagen, „Ich glaube an dich“. Rudolf Steiner zufolge (GA 208) ist dies die in die Sphäre des Urteils im Denken erhobene Sonnenkraft. Tatsächlich ist das Palladion, oder in Wirklichkeit das Pseudo-Palladion, wieder von Rom nach Byzanz gebracht worden. Die Folgen dieser Handlung im Jahre 330 und die von Konstantins Regierung und Methoden, würde 200 Jahre später zur Regierung des Justinian führen.(99) Sie können mit einem Wort zusammengefasst werden: Einförmigkeit – Ein Kaiser, Ein Staat, Eine Kirche; Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer. Die Neue Weltordnung, von der die beiden Bush, Clinton, Blair und Brown alle gesprochen haben, ist auf dem besten Wege der Verwirklichung.

Man könnte auch sagen, daß die NWO seit den 1060ern im Entstehen ist, als die Normannen sowohl England als auch Sizilien eroberten. Meiner Meinung nach wurde zu jenem Zeitpunkt das englische Volk den ahrimanischen Mächten als Instument zur Vorbereitung der Inkarnation Ahrimans selber übergeben. In seinem bemerkenswerten Vortrag vom 15.1.1917, einem der umfassendsten und aufschlussreichsten Vorträge, die Steiner je über Geschichte gehalten hat, sagte er:

    „Was ist das Ziel der geheimen Bruderschaften? Sie wirken nicht aus einer besonderen britischen Vaterlandsliebe, sondern aus dem Wunsch heraus, die ganze Welt unter das Joch des reinen Materialismus zu bringen. Und weil nach den Gesetzmässigkeiten der 5. nachatlantischen Epoche gewisse Elemente des britischen Volkes als des Trägers der Bewusstseinsseele sich am meisten dazu eignen, versuchen sie mittels grauer Magie diese Elemente dazu zu benutzen, diesen Materialismus zu fördern.“

Bitte beachten Sie, daß Steiner „gewisse Elemente“ sagt, nicht das ganze Volk, sondern „gewisse Elemente.“ Er fährt fort:

    „Kein anderes nationales Element, kein anderes Volk, ist jemals so geeignet gewesen, die ganze Welt in ein materiaistisches Reich zu verwandeln. Daher wollen alle, die davon wissen, ihren Fuß auf den Nacken dieses nationalen Elementes setzen und es allen geistigen Strebens berauben – welches natürlich gleichermassen in den Menschen lebt. Gerade weil das Karma es bestimmt hat, daß die Bewusstseinsseele hier besonders stark wirken soll, haben sich die geheimen Bruderschaften bestimmte Elemente im britischen Nationalcharakter ausgewählt.“

Das britische Weltreich ist effektiv seit dem Ende des zweiten Weltkrieges zu Ende. 1947 ist Indien aufgegeben worden, und bis zum Jahre 1964 hatten beinahe alle britischen Besitzungen in Afrika ihre Unabhängigkeit erlangt. Natürlich kann eingewendet werden, daß die Briten weiterhin die neuerlich unabhängig gewordenen Länder durch ‚indirekten Kolonialismus’ wirtschaftlich dominierten, aber offiziell war das alte Empire zu Ende. In den 33 Jahren nach 1964, als Sir Alec Douglas Home, (100) der Nachfolger von Macmillan und der letzte Premier nach dem alten aristokratischen Muster, abgewählt wurde, bis zur Übergabe von Englands letzter wirklich bedeutender Kolonie, Hong Kong, im Jahre 1997, schien England nach der Pfeife der USA zu tanzen. Nach dem Suez-Dabakel von 1956 hatten die Franzosen beschlossen, den Amerikanern nie wieder zu trauen, und verfolgten [seither] eine Politik des trotzigen Widerstands. Im Gegensatz dazu beschloss das britische Establishment, von da an zu tun, was die Amerikaner wollten. Die einzige echte Ausnahme war Harold Wilsons Weigerung, Truppen nach Vietnam zu entsenden. (101) In den 33 Jahren zwischen `64 und `97 hat sich auch die britische Handelsmarine stark verringert. Generationen von Briten hatten viele Jahre auf See verbracht. Das war nun nicht mehr der Fall. Nun verbrachten sie mehr Zeit auf fremden Stränden und auf dem Sofa zu Hause, in Fußballstadien und online. So ging im Jahre 1997, genau 100 Jahre nach seinem glorreichen Höhepunkt im diamantenen Jubiläum der Queen Victioria, das Empire zu Ende. Es verbleiben nur hier und da in der Welt ein paar Felsen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bevor Gibraltar an Spanien und die Malvinas an Argentinien zurückgegeben werden. Die britische Situation mit bezug auf das Empire war als ein Hauptgrund angegeben worden, warum England sich in den 1950ern nicht an der Konstruktion der EWG beteiligen konnte.

Die Frage, mit der das britische Volk heute konfrontiert ist, ist : Quo vadis? Wohin ? (102) 1973 belog der britische Premier Edward Heath die britische Bevölkerung und führte das Land in die EWG. Es schien, als hätte das Land endlich beschlossen, den imperialen Überresten und dem Commonwealth den Rücken zu kehren und sich mit dem europäischen Kontinent zu verbinden. Aber seit Margaret Thatchers konservativer Revolution und der darauffolgenden Metamorphose der Labour-Partei in Blair und Browns ‚New Labour’, (103) ist ein neues imperialistisches Projekt in Sicht gekommen, das eigentlich schon lange Zeit am Entstehen war. Europa wurde nicht mehr als eine Alternative zu der britischen Beziehung zu den USA angesehen. Die anglo-amerikanische Elite und ihre Alliierten in den kontinentaleuropäischen Ländern, nicht zuletzt in Deutschland, hatten beschlossen, daß Nordamerika und Europa eins werden sollten – ein neues anglophonisch geführtes Weltreich mit globaler militäricher Reichweite, bereit und willens, sich dem ‚Osten’ zu stellen., und ich habe heute versucht anzudeuten, daß das seit dem Ende des kalten Krieges und wahrscheinlich sogar schon seit Ende des ersten Weltkrieges immer die Absicht gewesen war.

3. TEIL

Gordon Browns Regierung ist dabei, durch allerlei künstliche Zeremonien und Rituale ein neues Nationalgefühl und ein Gefühl der Vaterlandsliebe und der nationalen Zugehörigkeit zu fördern – aber zu welchem Zweck? Browns Bild der Zukunft und was er die britische Bestimmmung nennt, ist nichts anderes als ein Versuch, die Käfte des britischen Volkes für den wirtschaftlichen Wettbewerb mit Indien und China zu sammeln. Das ist das einzige, was er den Briten heute als Lebensinhalt zu bieten hat – einen Wirtschaftskampf um das Überleben des Tüchtigsten/Stärksten.

(104) Das Bild der sitzenden Britannia, an welche die Briten so gewöhnt sind, ist in Wirklichkeit die sitzende Athene, seit den 1820er Jahren mit griechischem Helm, Dreizack, Schild und Löwen dargestellt. (105) Athene ist die Göttin der Sonnenweisheit des bewussten Verstandes, die vollbewaffnet aus der Stirn des Zeus hervorgegangen ist. Sie ist auch die Göttin des Verteidigungskrieges, die Göttin, die die Gemeinschaft verteidigt. In diesen beiden Rollen war sie die Göttin des Palladions, und in diesen Rollen, die durch das Palladion versinnbildlicht werden, verteidigte sie zuerst Troja und dann Rom, wohin der Trojaner Aeneas die Statue gebracht haben soll. In diesem Jahr wird Britannia, die zum ersten mal in der Regierungszeit des Kaisers Hadrian auf einer britischen Münze erschienen ist, es zum ersten mal in über 300 Jahren nicht mehr tun. Sie ist in den Ruhestand versetzt worden. Der Kaiser Hadrian errichtete der Göttin Brittania den ersten Schrein in der Stadt York. (106) Römische Münzen stellten Britannia meist mit einem Schild, auf einem Felsen sitzend und einen Speer in der Hand haltend, dar. Die Briten eroberten Neu-Amsterdam von den Holländern und benannten es auf New York um, nach dem Duke of York, Bruder des Königs Charles II. 1672, während der Regierungszeit von Charles II, erschien Britannia zum ersten mal seit über 1250 Jahren wieder auf einer britischen Münze. (107) Ebenfalls während der Regierungszeit von Charles II, wurde London fast vollständig von Feuer zerstört und danach von Sir Christopher Wren ganz bewusst als ein neues Jerusalem, Hauptstadt des neuen Weltreiches der damaligen Zeit mit seinem grossen Tempel in der St Pauls Cathedral, wiederaufgebaut worden. London, der Legende zufolge von dem Trojaner Brutus gegründet, hat sozusagen das Palladion von New York zurückgeholt. Werden die Briten das Palladion weiter nach Osten ziehen lassen, wenn die Wirtschaft auf der Grundlage von materiellen Münzen und Bargeld zu einer Wirtschaft von Kreditkarten übergeht?

(108) Rudolf Steiners oben zitierte Angabe über die Manipulation des britischen Volkes durch die geheimen Bruderschaften stellt ein enormes Rätsel dar. Sie scheint anzudeuten, daß diejenigen Elemente innerhalb des britischen Volkes, die wie viele Menschen in anderen Teilen der Welt geistig streben, wenigstens die Möglichkeit haben, diese Manipulation zu durchschauen und ihr zu widerstehen. Tatsächlich sagt er nach dem oben zitierten Abschnitt: „Dies muss durch die Bemühungen derjenigen bekämpft werden, die die Notwendigkeit eines Geisteslebens auf Erden begreifen.“ Etwas weiter vorne im selben Vortrag vom 15.1.1917 sagt er folgendes:

    „Niemand braucht zu glauben, daß die Mission des britischen Volkes – aus innerer Notwendigkeit heraus – nicht verwirklicht werden wird: die Mission, eine über die ganze Erde ausgebreitete universale, kommerzielle und industrielle Monarchie zu gründen. Diese Dinge müssen als im Weltenkarma liegend erkannt werden. So sollte niemand glauben, daß die britische Politik jemals moralisch reformiert sein und aus Rücksicht für die Welt von dem Anspruch Abstand nehmen wird, die Welt industriell und kommerziell zu dominieren.“

(109) Soll das heißen, daß für den Rest der 5. nachatlantichen Epoche, d.h. noch etwa weitere 1500 Jahre, die Briten zwangsläufig an die Absichten der geheimen Bruderschaften, den Supermaterialismus über die Erde hin zu verbreiten, gebunden sein werden? So viel ich weiss, hat Rudolf Steiner nicht erwartet, daß die Atomkraft so früh entwickelt werden würde, und offensichtlich hat er nicht erwartet, daß das britische Weltreich so früh zusammenbrechen würde, und wohl auch nicht, daß das Machtverhältnis zwischen England und den USA sich so bald verschieben würde. Zu Steiners Zeit war in England eine sozialistische Regierung noch kaum an die Macht gekommen. Es gab keinen Wohlfahrtsstaat, keinen Wehrdienst. In England herrschte noch eine Kultur sozialer Unterwürfigkeit. Das Land war in vieler Beziehung ein ganz anderes als es heute ist. Die große Frage für die Briten ist: sind sie durch diese besonderen ‚Elemente’, auf die Steiner hinweist, dazu verurteilt, weiterhin zu versuchen, die Rolle des einflussreichen griechischen Sklaven zu spielen, der in das römisch-amerikanische Ohr flüstert – d.h. weiterhin an die USA und die imperialistichen und materialistischen Ambitionen der Bruderschaften gebunden zu bleiben? Gibt es ein unumstößliches Yin-Yang-Weltenkarma, das besagt, daß die Völker der westlichsten Seite Eurasiens aus selbstsüchtigen Individualisten bestehen muss, deren Verhalten soziale Entfremdung und Zusammenbruch, von Steiner Kulturtod und Kulturkrankheit . . .(15.12.1919 GA 194) genannt, über die ganze Welt verbreitet? Wenn das britische Volk nicht erwacht und erkennt, wie es durch dieses Element in ihm geleitet und manipuliert worden ist, von dem ich persönlich behaupten möchte, daß es 1066 entscheidend an seiner Küste gelandet ist, dann werden ihre Führer sie, die Amerikaner, die Europär allgemein und den ganzen Westen weiterhin ins Verderben für die ganze Menschheit leiten.

Die Inkarnation Ahrimans ist nicht aufzuhalten; sie muss kommen und zwar bald. Die Vorbereitungen dazu sind seit langem im Gange, und dabei haben die Briten eine entscheidende Rolle gespielt. Die Menschen in Großbritannien müssen sich heute entscheiden, und zwar jeder einzelne für sich, ob diese Rolle nun abgeschlossen ist und ob sie als Bürger, die für die Handlungen ihrer nationalen Gemeinschaft und ihres Staates verantwortlich sind, eine ganz andere Rolle aufgreifen können. Jeder einzelne Brite steht nun vor der Wahl, vor der Prospero in Shakespeares Drama Der Sturm stand: soll England weiterhin jene ‚grobe Magie’ der Macht über die Naturelemente ausüben, um diejenigen zu dominieren, die es für seine Feinde hält, oder soll es der ‚groben Magie’, der egozentrischen Abgeschlossenheit, abschwören, und zu dem Kontinent, zu dem es gehört, zurückkehren, so daß es seinen einzigartigen Beitrag zur Verwandlung eines Europas leisten kann, das weder von Rom, Alta oder Nova, noch von Byzanz beherrscht wird, sondern eines Europa, das die Gaben all seiner Völker widerspiegelt.

                                                              ©Terry Boardman


This page was created 26.1.2010

Last Updated 21.6.2012